Ein noch junges Konzept in der sich verändernden Welt des Handels ist „Retail-as-a-Service“, manchmal auch als „Storefront-as-a-Service“ bezeichnet. In den USA wird man aber bereits häufiger damit konfrontiert. Worum genau geht es dabei?
Immer mehr Onlinehändler und -marken entdecken inzwischen die Vorteile des stationären Handels für sich: Intensive Beratung, persönlicher Kundenkontakt, Verfügbarkeit vor Ort und das physische Erleben der Ware sind nur einige davon. Meist haben diese Pure-Player allerdings ein sehr eingeschränktes Bild davon, wie ein physischer Laden betrieben werden sollte. Hier kommt „Retail-as-a-Service” ins Spiel. Denn bei diesem Konzept übernehmen Dritte die Abwicklung vor Ort. Wie genau dies dann aussieht, unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter.
Das 2015 gegründete Unternehmen b8ta zum Beispiel setzt auf eine Kombination aus Beratung und Technologie. Hersteller können sich in die Flagship-Stores und Shop-in-Shops des Unternehmens einmieten und ihre Produkte platzieren. In den Läden ist an jedem Artikel ein interaktiver Screen platziert, der inhaltlich vom Hersteller bespielt wird. Nutzen die Shopper die Bildschirme, um bestimmte Informationen abzurufen, erhalten die Marken diese Daten, um Content und Produkt weiter zu optimieren. Personal vor Ort sorgt daneben für zusätzliche Beratung und leitet die Kunden bei Produkttests an. Eingekauft wird online, die Ware wird dem Kunden nach Hause geliefert. Neben den b8ta-Filialen konzipiert das Unternehmen zusätzlich Flagship-Stores für Marken wie zum Beispiel den Router-Hersteller Netgear.
Kaufhaus im Kaufhaus
Ein etwas anderes Konzept verfolgt Fourpost. Das Unternehmen hat sich in zwei Malls eingemietet – in der Mall of America in Minneapolis und in der Edmonton Mall in Alberta, Kanada – und bietet dort fertige Flächen an, „Studio Shops“ genannt. Diese gibt es in verschiedenen Formen und Größen. Damit wäre Fourpost nicht viel mehr als ein Kaufhaus im Kaufhaus, allerdings beinhalten die Pakete des Start-up deutlich mehr, als man es von einer gewöhnlichen Mall kennt. Die Studio Shops kommen mit einer kompletten Grundausstattung: Ladeneinrichtung, Beschilderung, Beleuchtung, WiFi, Point-of-Sale-Hardware sowie geschultes Personal sind inklusive. Zusätzlich stehen noch Veranstaltungsräume, Lagerräume und Social-Media-Manager zur Verfügung.
Showfields in New York verfolgt ein ähnliches Konzept wie Fourpost, allerdings eine Nummer größer. Anstatt nur Flächen in einem bestehenden Kaufhaus zu mieten, betreibt das Start-up eine komplette Mall. Händler und Marken bezahlen dort für Flächen, die Showfields gestaltet. Dabei steht das Einkaufserlebnis im Mittelpunkt. Sachkundige Verkäufer führen die Kunden durch die Markenbereiche, interaktive Displays versorgen die Konsumenten mit Informationen – und natürlich dürfen zahlreiche Produkte auch ausprobiert werden. Für den Einkauf finden die Kunden in jedem der Showrooms einen Kiosk, an dem sie online bestellen können.
Neu hinzugekommen in die Welt der „Retail-as-a-Service“-Anbieter ist nun Fetch aus Denver. Das Start-up konzentriert sich auf lokale Marken und bietet diesen eine Filiale im Dairy Block an, einer Mall im Stadtzentrum von Denver. Der Fetch Store dient dabei als permanenter Standort von Fetch Markets, einer wandernden Mischung aus Markt, Event-Location und Foodcourt. In den vergangenen Jahren wuchs der Erfolg von Fetch Markets mit der Zahl seiner loyalen Besucher. Diese finden nun im Fetch Store ganzjährig die Angebote, die sie von den temporären Märkten kennen.
„Retail-as-a-Service“ in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es bereits „Retail-as-a-Service“-Anbieter. So betrieb Brickspaces im Vorweihnachtsgeschäft 2018 in Köln einen Pop-up-Store, in dem Marken Teilbereiche bespielen konnten. Das Verkaufspersonal kam dabei von Brickspaces. In den Hackeschen Höfen und im Bikini in Berlin vermietet wiederum Promobo Verkaufsboxen an Designer und Manufakturen.