In den vergangenen Monaten wurde berichtet, dass ausgerechnet das türkische Quick-Commerce-Unternehmen Getir seinen deutschen Rivalen Flink schlucken wolle. Das klang schon ein wenig paradox: Schließlich war die Fusion von Getir mit Gorillas gerade erst in einer deutlichen Verkleinerung des Liefergebiets und der Mitarbeiterzahl geendet. Nun sieht es sogar so aus, als könnte Getir ganz aus Deutschland verschwinden.
Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, ist einer der wichtigsten Geldgeber mit den bisherigen Umsätzen und den hohen Verlusten unzufrieden. Mubadala Capital, der Staatsfonds aus Abu Dhabi, der sich bislang mit mehr als 800 Millionen Dollar an Getir beteiligte, habe deshalb vorgeschlagen, dass sich Getir bis Ende Mai aus allen Regionen außerhalb der Türkei zurückzieht. Angesichts einer Zahl erscheint dieser Schritt durchaus sinnvoll: In seinem Heimatland erwirtschaftet das türkische Getir nach eigenen Angaben nicht weniger als 96 Prozent des weltweiten Umsatzes – Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und die USA sind für das Unternehmen demnach bislang nur Nischenmärkte.
Weitere Optionen, die von Mubadala ins Spiel gebracht wurden, waren wohl der Einstieg neuer Investoren oder das bereits erwähnte Zusammengehen mit Flink, an dem der Fonds ebenfalls beteiligt ist. Derzeit scheint es jedoch aussichtslos, weitere Geldgeber zu gewinnen, die fest an das Geschäftsmodell glauben. Auch die Fusions-Idee wurde laut Insidern auf Eis gelegt – zumal sie zwar den Markt auf einen großen Anbieter reduzieren, die grundlegenden Probleme aber nicht wirklich lösen würde.
Ein kompletter Rückzug von Getir aus dem deutschen Markt würde natürlich auch das Aus für den Teil des Geschäfts bedeuten, der derzeit noch unter dem Gorillas-Label betrieben wird. Ob es so weit kommt, ist laut „Wirtschaftswoche“ aber noch offen.