Wie kaum anders zu erwarten, hat die Coronakrise dem Onlinehandel zahlreiche neue Kunden beschert. So haben 44 Prozent der Deutschen erstmals Produkte im Internet erworben, für die sie zuvor immer in einen stationären Laden gingen. Genau solche “Neulinge” haben das IFH Köln und Capgemini in der zweiten Ausgabe der Studie “Retail of the Future – Consumer Insights” genauer unter die Lupe genommen.
Die Befragten waren dabei über die Branchen hinweg mehrheitlich mit dem Shoppingerlebnis sehr zufrieden. Vor allem Produkte des täglichen Bedarfs feierten bei vielen ihr Onlinedebüt – ganze 38 Prozent besorgten sie sich nach dem Beginn der Corona-Pandemie erstmals aus dem Internet. Gesundheit & Wellness kamen bei 32 Prozent neu in den virtuellen Warenkorb, wobei vermehrt die mittleren Jahrgänge zugriffen.
Die 18- bis 29-Jährigen shoppten dagegen eher als die anderen neu in weiteren Branchen wie Fashion & Accessoires (gesamt: 29 Prozent), Sportartikel & Sportbekleidung, Bücher, Wohnen & Einrichten, Consumer Electronics/Elektrogeräte (gesamt jeweils 22 Prozent) oder Spiele & Spielwaren (gesamt: 20 Prozent). Lediglich auf Heimwerken & Garten (gesamt: 26 Prozent) hatten sie weniger Lust. Dies ist dafür die einzige Kategorie, in der die Senioren (60-69 Jahre) überdurchschnittlich oft online einkauften.
Vor- und Nachteile
Die befragten “Neulinge” sahen die Vorteile von Onlineshopping vor allem in der Lieferung ins Haus (75 Prozent), der Unabhängigkeit von Öffnungszeiten (63 Prozent) sowie der großen Produktauswahl (59 Prozent). Corona-spezifische Vorteile wie eine geringere Ansteckungsgefahr (54 Prozent) und der bequemere, maskenfreie Einkauf (34 Prozent) werden zwar auch genannt, allerdings weitaus seltener. Aus den gewonnenen positiven Erfahrungen folgt nahezu branchenübergreifend eine hohe Bereitschaft, die neuerdings online gekauften Produkte bzw. die jeweilige Produktkategorie auch zukünftig wieder online zu beziehen.
Als Nachteile des E-Commerce sehen sie, dass sich die Produkte nicht anfassen und testen lassen (55 Prozent) und sie nicht direkt die Ware mitnehmen können (37 Prozent). Ungefähr je ein Drittel vermisst die individuelle Beratung, hat Probleme mit langen Lieferzeiten und/oder hätte gern ein Einkaufserlebnis wie im Geschäft. Bei 26 Prozent sind sogar die Erwartungen an die stationären Filialen durch die Onlinekäufe weiter gestiegen, 41 Prozent registrieren bei sich aber keine oder kaum Veränderungen in dieser Hinsicht.
Hürden für Lebensmittel-Lieferdienste
In der Studie wurde zusätzlich untersucht, wie die Befragten zum Thema Online-Lebensmittelhandel stehen. Dabei zeigte sich, dass je 76 Prozent in diesem Bereich grundsätzlich sehr zufrieden mit dem lokalen Angebot sowie dem Angebot von Supermärkten sind und es vorziehen, diese Einkäufe gleich mitzunehmen. Das Lieferfenster von Bringdiensten in dieser Branche finden 59 Prozent umständlich, da sie in dieser Zeit zu Hause verharren müssen. Es verwundert also kaum, dass für 61 Prozent der Einkauf im Supermarkt attraktiver erscheint, wenn keine Corona-Angst mehr herrscht.
Gut ein Fünftel kann sich dennoch vorstellen, in Zukunft (mehr) Lebensmittel online zu erwerben, wobei neun Prozent einen Aufpreis von bis zu zehn Euro pro Lieferung tolerieren würden. In der aktuellen Situation klafft eine gewaltige Lücke zwischen Angebot und Nachfrage: Ganze 20 Prozent hätten in den vergangenen Monaten gerne im Internet Lebensmittel bestellt, konnten aber nichts passendes finden.