Thesen für die Zukunft des Onlinehandels

Auch wenn stationäre Geschäfte sicherlich insgesamt schwerwiegender betroffen sind, gehen die Veränderungen durch die Corona-Krise auch am Onlinehandel nicht spurlos vorbei. Das eCommerce Competence Center von Arvato Supply Chain Solutions hat in einer Analyse einmal zusammengefasst, wohin sich der Markt künftig voraussichtlich entwickelt.

Die neun Thesen von Arvato zur Zukunft des Onlinehandels (Bild: Arvato Supply Chain Solutions)

Demnach werden manche Branchen dauerhaft ein neues Online-Niveau erreichen. Dies gilt vor allem für Warengruppen, die momentan einen Umsatz-Uplift verzeichnen – also besonders Lebensmittel, Drogeriewaren und Medikamente – und bei derem Einkauf sich bewusst gegen den stationären Handel entschieden wurde. Für die hart getroffenen Warengruppen „Fashion & Accessoires“ sowie „Schmuck und Uhren“ rechnet die Analyse allerdings langfristig nur mit leicht höheren Umsatzanteilen und Wachstumsraten aufgrund des eingetretenen Gewöhnungseffekts.

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Zwei Szenarien

Wie schnell sich die Branchen erholen, hängt von vielen einzelnen Faktoren ab. Das eCommerce Competence Center entwirft dazu zwei Szenarien: Beim proaktiven federt der Staat die wirtschaftlichen Auswirkungen immens ab, die Wirtschaft wird sukzessive, aber schnell hochgefahren und die Ausgangssperren/Kontaktverbote ab Mai aufgehoben. Beim konservativen kommt es nur zu einem sehr langsamen Neustart für die Wirtschaft, die staatlichen Möglichkeiten zur Abmilderung negativer Auswirkungen versiegen langsam und es gibt zumindest teilweise wieder Lockdowns.

Bei Sportbekleidung & Ausrüstung sowie Beauty & Wellness verschiebt sich die Erholung innerhalb dieser Szenarien nur leicht (vom 2. auf das 3. Quartal). Bei Wohn- und Einrichtungsgegenständen sind die Auswirkungen bereits deutlich spürbarer: Statt Ende des 2./Anfang des 3. Quartal wird die Erholung in diesem Segment beim konservativen Szenario erst für Ende 2020 prognostiziert. Händler von Schmuck und Uhren müssen sogar noch ein klein wenig länger warten.

Für die Reisebranche malen beide Szenarien ein eher düsteres Bild. Selbst im proaktiven und sehr optimistischen Entwurf erholt sich der Markt für Inlandsreisen erst zum Ende des 3. und der für Auslandsreisen zum Anfang des 4. Quartals. In der konservativen Schätzung könnte das Weihnachtsgeschäft bei Inlandsurlauben für die notwendige Belebung sorgen, Auslandstouren erhalten dagegen erst Ende des 1. Quartals 2021 wieder genügend Auftrieb.

“Wir gehen davon aus, dass die Dauer der Stabilisierung von zwei Faktoren abhängt”, erklärt Franziska Kier, Senior Consultant beim eCommerce Competence Center. “Von der Höhe des Warenwerts im Verhältnis zum Haushaltsnettoeinkommen und dem akuten Bedarf.”

Auftrieb für Online-Marktplätze

Von der aktuellen Lage können die etablieren Online-Marktplätze profitieren, da sie mit interessanten Plattformmodellen inklusive Einbindung von Offlinegeschäften und ihren speziellen Hilfsprogrammen zahlreiche neue Händler anlocken. Allerdings müssen sie sich nun auch mit vermehrter Konkurrenz aus dem Ausland und Alternativmodellen wie Marktplätzen für regionale Einzelhändler auseinandersetzen.

Viele dieser von Städten und anderen Organisationen eilig aus dem Boden gestampften Lösungen werden allerdings künftig stark an Relevanz verlieren – einige sollen aber auch langfristig bleiben. Ihr größter Vorzug könnte insgesamt sein, dass sich der lokale Einzelhandel mit neuen Vertriebswegen auseinandersetzt. Das größte Potential erkennt die Analyse bei Partnerschaftslösungen. Beispiele wie „deine Speisekammer“ und „Out and About“ versorgen Endverbraucher mit frischen Lebensmitteln aus der Region und würden deshalb auch nach der Krise echte Nachfragelücken schließen.

Schub für Digitalisierung

Das eCommerce Competence Center geht davon aus, dass sich durch Covid-19 die Digitalisierung insgesamt beschleunigt – etwas, was man bereits 2003 beim SARS-Ausbruch in China bestens beobachten konnte. Immer mehr lokale Player online, Messestände wandeln sich zu virtuellen Showrooms, neue Auslieferungsmodelle boomen (aber bislang eher im asiatischen Raum) und die Kultur findet neue digitale Wege. Die Corona-Krise zwinge deutsche Unternehmen insgesamt zu Geschwindigkeit, Wandel und Kreativität und führe damit zu einer “Mentalitätsveränderung, die wir gut gebrauchen können”.

Die vollständige Analyse “Die neue Realität des Onlinehandels” kann hier heruntergeladen werden.

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