Nachhaltigkeit: Informationsdefizit und schmale Geldbeutel

In einer gemeinsamen Studie haben die Rewe Group, die GfK Consumer Panel Services und die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. untersucht, wie es um das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Deutschen bestellt ist. Dabei zeigte sich ein deutliches Informationsdefizit über die größten Klimasünder und ein starker Zusammenhang mit der Wahrnehmung des eigenen Geldbeutels.

Ganze 23 Prozent gaben 2022 an, sich fast nichts mehr leisten zu können. Das ist ein deutlicher Sprung nach oben gegenüber 2021, als noch ein Sechs-Jahres-Tief von 16,8 Prozent verzeichnet wurde. Im September 2023 ist der Anteil an der Gesamtbevölkerung zwar wieder auf 21,5 Prozent gesunken, dies ist aber immer noch der zweithöchste Wert seit 2018. Die umgekehrte Kurve zeigt sich bei den Deutschen, die angeben, sich „fast alles“ leisten zu können. Trotz leichter Schwankungen über die Jahre sind immer noch ähnlich viele Deutsche davon überzeugt, dass sie im Großen und Ganzen gut über die Runden kommen (2018: 41 Prozent / September 2023: 40,8 Prozent).

Diese Trends haben starke Auswirkungen auf den Markt für Bio-Lebensmittel, schließlich ist eine für diesen äußerst wichtige Gruppe von den allgemeinen Kostensteigerungen besonders betroffen. In der Generation Z bevorzugen mittlerweile 39,8 Prozent Bio-Produkte, können sich aber aufgrund vergleichsweise niedriger Einkommen insgesamt weniger leisten als früher. So blieb ihr Bio-Anteil an den Lebensmittelausgaben mit 7,1 Prozent zwar absolut stabil. Gleichzeitig sank aber die Bereitschaft, dafür mehr zu bezahlen, von beachtlichen 48,3 Prozent (2021) auf nur noch 37,6 Prozent (September 2023). In allen anderen Altersgruppen ging der Bio-Anteil im Warenkorb leicht zurück, was mit einer um maximal 5,1 Prozent (Millennials) gesunkenen Ausgabebereitschaft korreliert. Während Bio eher von den Jüngeren forciert wird, kann Regionalität vor allem bei den finanzstarken und damit meist älteren Haushalten punkten. Insgesamt 61,1 Prozent von ihnen geben mehr aus, wenn sie regional erzeugte Produkte kaufen können. Die meist höheren Preise dürften viele finanzschwache Haushalte davon abhalten (35 Prozent), obwohl auch sie zu 62 Prozent Regionalität durchaus schätzen.

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Verzerrtes Verursacherbild

Zwar interessieren sich viele Verbraucher inzwischen für den Umweltschutz und die Folgen des Klimawandels, doch haben sie dabei nur bestimmte Verursacher im Blick. Der Handel selbst kommt dabei noch relativ glimpflich davon, lediglich 16 Prozent sehen in ihm einen der Hauptverursacher der negativen Entwicklung und nur neun Prozent schreiben ihm sogar eine große Verantwortung für klimaschädliche Emissionen bei der Herstellung und Verteilung von Lebensmitteln zu.

Klimasünder Nummer eins ist aus Kundensicht der Verkehr im Allgemeinen (58 Prozent) und der Transport von Lebensmitteln im Besonderen (63 Prozent). Auch die Herstellung der Verpackung fällt mit 48 Prozent bei ihnen deutlich stärker ins Gewicht als die Produktion der Ware oder die dafür notwendige Landwirtschaft/Fischerei (39 Prozent bzw. 28 Prozent). Tatsächlich verursacht die vorgelagerte Wertschöpfungskette 57 Prozent der Emissionen, während der Transport mit neun Prozent und die Verpackung mit acht Prozent beteiligt sind.

Insgesamt haben vor allem Landwirtschaft und Fischerei noch ein vergleichsweise grünes Image, da sie nur von 26 Prozent der Deutschen zu den größten Klimasündern gezählt werden. Schlechter schneiden neben dem bereits erwähnten Verkehr auch die Energieversorgung (38 Prozent), das verarbeitende Gewerbe (36 Prozent) und der Bergbau (29 Prozent) ab. Das Gastgewerbe haben nur sechs Prozent auf ihrer Liste.

Die gesamte Studie mit zahlreichen weiteren Erkenntnissen vor allem rund um den Lebensmittelhandel lässt sich hier einsehen.

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