Wie ein Händler zum No-Line-Commerce-Unternehmen wird

Vor zwei Jahren wandte sich ein Fashionhändler an die Lead-Agentur Projekteins, um eine Plattform zu finden, mit der alle Touchpoints über dieselben Daten verfügen – insbesondere die Kassen in den Filialen. Das Ergebnis ist die Plattform ONE EXPERIENCE, die seit April 2019 in über 350 Filialen integriert wurde.

„Nach einer detaillierten Untersuchung des Marktes und unzähligen Gesprächen mit namhaften Anbietern kamen wir zu dem Entschluss, dass eine Eigenentwicklung nicht nur zielführender, sondern sogar insgesamt günstiger ist“, erinnert sich Henning Flaspöler, Team Manager bei ONE EXPERIENCE. „Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die innerhalb der ITLandschaft unseres Kunden zwischen den zentralen Datenzentren und den Touchpoints positioniert ist und dafür sorgt, dass alle Daten in allen Touchpoints synchron zur Verfügung stehen.“

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Lösung auf Microservice-Basis

Die Arbeit begann mit einer Tablet-basierten Kasse als Minimum Viable Product und konzentrierte sich dann auf die Entwicklung einer Software-Architektur auf Microservice-Basis. Dabei handelt es sich um auf einzelne Aufgaben zugeschnittene Softwarefunktionen, die verschiedene Komponenten wie Payment oder den Warenkorb abbilden. Über eine zentrale Schnittstelle (API) wurden dann die Frontends des Händlers mit ONE EXPERIENCE verbunden, wodurch sie auf die jeweiligen Microservices zugreifen. Diese Entkopplung von Front- und Backend wird auch als „Headless“-Architektur bezeichnet, sie erleichtert die Integration in bestehende Systeme deutlich. „Mit ONE EXPERIENCE muss nicht die gesamte Systemarchitektur ausgetauscht werden, um sich als Unternehmen zukunftsorientiert aufzustellen“, so Flaspöler. „Sogar bestehende Kassensysteme können erhalten bleiben. Es kann aber auch auf unsere für Microservices optimierten Shop- und App- Frontends zurückgegriffen werden.“

Die Microservices greifen über eine Middleware auf die bestehenden Datenzentren des Unternehmens (ERP, CRM, PIM, etc.) zu. Somit sorgt ONE EXPERIENCE nicht nur für Datensynchronität, sondern erlaubt auch eine flexible Anpassung auf allen Software-Ebenen: Frontends, Komponenten, Microservices, Datenzentren oder Dienste von Drittanbietern können unabhängig voneinander angepasst oder neu implementiert werden.

Im April 2019 begann die Integration der neu entwickelten Lösung ONE EXPERIENCE in den über 350 Filialen des Retailers. Seitdem sind dessen bestehende Datenzentren integriert und an den Kassen dieser Geschäfte abrufbar. Die Synchronisierung der Echtzeitdaten an allen Touchpoints ermöglicht es den Kassierern, die Bestellhistorie des Kunden einzusehen und personalisierte Crossselling-Angebote vorzuschlagen. Auch ist es möglich, die User Journey digital und stationär zu tracken sowie den Warenbestand kanalübergreifend zu managen, was Services wie „Ship from Store“ und „In-Store-Ordering“ ermöglicht.

Next step: Globaler Warenkorb

Im Herbst 2019 erfolgte die Anbindung des Onlineshops an ONE EXPERIENCE. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Warenkörbe global, was bedeutet, dass sie im Onlineshop und in der App identisch sind. Zudem können Mitarbeiter in der Filiale die Warenkörbe nach einer Authentifizierung des Kunden aufrufen, modifizieren und abschließen. In diesem Jahr werden alle 600 Filialen in der DACH-Region mit dem System ausgestattet und die restlichen Touchpoints angeschlossen. Damit wird der Retailer zu einem vollständigen No-Line-Commerce-Unternehmen, bei dem alle Kanäle nahtlos miteinander verknüpft sind und das Kundenerlebnis aus einem Guss stammt. Inzwischen gibt es weitere Nutzer von ONE EXPERIENCE: „Der polnische Schuhgigant CCC setzt seit Juli in seinen über 70 deutschen Filialen auf unsere browserbasierten OneX-Tablet-Kassen, welche wir gemeinsam mit Retail-Experten entwickelt haben“, schließt Flaspöler.

Epson und ONE EXPERIENCE

Gemeinsam mit Epson richtet ONE EXPERIENCE seinen Blick auch auf zukünftige Herausforderungen für den Handel: Denn durch das Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen müssen elektronische Kassensysteme und Registrierkassen (elektronische Aufzeichnungssysteme) ab dem 1. Januar 2020 über eine technische Sicherheitseinrichtung verfügen. Diese besteht aus drei Bestandteilen – einem Sicherheitsmodul, einem Speichermedium und einer digitalen Schnittstelle – und wird vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert. Ziel des Gesetzes ist es, die auf einem Kassensystem erzeugten Transaktionen lückenlos elektronisch zu archivieren und dieses Archiv vor Manipulationen zu schützen. Dieser Prozess wird auch Fiskalisierung genannt.

Für Händler bedeutet diese Gesetzesänderung, dass alle Transaktionen und Belege gespeichert und auf eine zusätzliche Datenbank übertragen werden müssen. Diese muss für das Finanzamt jederzeit zugänglich sein, so dass unangemeldete Kontrollen vor Ort durchgeführt werden können (Kassennachschau). Zudem wird eine Belegausgabe bei elektronischen Aufzeichnungssystemen zur Pflicht. Dadurch muss für den an einem Geschäftsvorfall Beteiligten ein Beleg erstellt und elektronisch oder in Papierform zur Verfügung gestellt werden. Ferner ist eine Registrierung jeder Kasse beim Finanzamt zukünftig verpflichtend.

Um diesen Anforderungen zu begegnen, hat Epson ein Modul entwickelt, das im Inneren der Epson-Drucker verbaut wird und alle Transaktionen wie vom Gesetz vorgesehen speichert. So können Händler auch ihre bereits im Einsatz befindlichen Geräte nachrüsten, um vor Ablauf der Übergangsfrist alle neuen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Die Module werden ab Oktober 2019 verfügbar sein. Mit der Kooperation sorgen die Partner dafür, dass die Lösung von ONE EXPERIENCE den Anforderungen von Beginn an gerecht wird. So sind alle Drucker bereits mit dem Modul zur Fiskalisierung ausgestattet und die nötige Software bereits in ONE EXPERIENCE implementiert.

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