Geheimer Erfolg? Warum Drogerie-Apps eigentlich den Ton angeben

In Deutschland gibt es zwei dominierende Händler-Apps, die nahezu zwei Drittel der Kunden zumindest gelegentlich nutzen: Amazon und Lidl. Anders als einige Medienberichte aufgrund eines Missverständnisses suggerierten, können Drogerie-Apps hier rein zahlenmäßig nicht mithalten. Dafür setzen sie sich jedoch in anderer Hinsicht an die Spitze, wie eine aktuelle Studie von Simon Kucher zeigt.

Drogerie-App im Einsatz
(Bild: dm)

Das alte Sprichwort “Konkurrenz belebt das Geschäft” scheint im Drogeriebereich perfekt zu funktionieren – zumindest bei den Spitzenreitern dm und Rossmann. Die Apps der Unternehmen werden zwar “nur” von 47 Prozent (dm) bzw. 44 Prozent (Rossmann) der Smartphonebesitzer verwendet, haben in ihrem Bereich aber deutlich die Nase vorn.

Wer eine Drogerie-App nutzt, kann sich immerhin anscheinend kaum zwischen dm (74,8 Prozent) und Rossmann (70,1 Prozent) entscheiden, während Müller (29,5 Prozent) und bundi (4,9 Prozent) nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Apps sprechen dabei eine aufgeschlossene Zielgruppe an, die bei fast allen anderen untersuchten Apps ein teils deutlich erhöhtes Nutzungsmuster im Vergleich zum Durchschnitt aufweist. Lediglich Temu ist hier weniger gefragt.

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Prämienjäger mit Hang zu Click & Collect

Zwei Drittel der Drogerieapp-Verwender greifen dabei zu Händler-Apps, um sich Prämien wie Rabatte oder Gutscheine zu sichern. Rund die Hälfte nutzt sie für den Preisvergleich und eine Angebotsübersicht, wobei ähnlich viele auch der Kassenbon und aktuelle Neuigkeiten interessieren. Ein Drittel begeistert sich für Bestell- und Lieferdienste, während jeder fünfte Nutzer bei Click & Collect zuschlägt.

Das verwundert kaum, wenn man sich das Angebot von dm und Rossmann näher anschaut. Schließlich ist dm nahezu ein Paradebeispiel für Omnichannel, bei dem der Onlineshop und die jeweiligen Filialen enorm miteinander verzahnt sind. Kunden können sich hier problemlos entscheiden, ob sie nach dem Check des aktuellen Bestands einfach im Laden shoppen wollen, sich ihren Einkauf zur einfachen Abholung vom Personal zusammenstellen lassen oder online bestellen, um das Paket entweder zu Hause in Empfang zu nehmen oder in der Filiale abzuholen. Rossmann spielt zwar noch nicht ganz in dieser Liga, hat aber ebenfalls einige Omnichannel-Ideen in seinen Auftritt integriert.

Warum die Apps von dm und Rossmann so oft parallel installiert werden, wird schnell klar, wenn man sich anschaut, wodurch Handels-Apps zu einem Händlerwechsel bewegen können: Für 67 Prozent sind höhere Rabatte als bei der Konkurrenz entscheidend. Ebenso werden mehr Gratisprodukte (58,1 Prozent), Bonuspunkte / Gewinnspiele (53 Prozent), individualisierte Coupons (51,1 Prozent) und eine potentielle Rückvergütung am Ende des Jahres (49,4 Prozent) positiv quittiert.

Informationstool Nummer 1

Insgesamt 52,9 Prozent der Nutzer von Drogerieapps gaben an, dass sie sich regelmäßig via Händlerapps über Angebote und Rabatte informieren, wobei Handzettel und gedruckte Prospekte auch bei ihnen immer noch eine große Rolle (36,9 Prozent) spielen. Im Durchschnitt schauen dagegen nur 44,2 Prozent regelmäßig bei den Händlerapps vorbei.

Bei den Zukunftsperspektiven liegen beide Gruppen deutlich enger zusammen: So gibt es insgesamt wenig Einigkeit, ob alle Händler-Apps irgendwann in einer “Super-App” zusammengeführt werden (mit einem leichten Vorteil für wahrscheinlich/sehr wahrscheinlich) oder Händler-Apps nur ein aktueller Hype ohne große Zukunftsperspektive sind.

Zumindest in der Gegenwart spielen sie aber noch eine bedeutende Rolle. Wer eine erfolgreiche Händler-App aufbauen will, kann deshalb von den Strategien der Drogerie-Apps viel lernen – denn hier führen smarte Ansätze zu starkem Erfolg.

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