Seamless Payment: Kassenlos einkaufen in Deutschland

Vor wenigen Jahren war die Abschaffung der Kasse nur eine verwegene Idee. Doch Amazon Go bewies, dass es geht, und andere Händler zogen nach – auch in Deutschland. Die LOCA conference in Wiesbaden widmet sich dem Thema.


In Vöhringen hat Würth die erste 24 Stunden Niederlassung eröffnet. Foto: andi Schmid / München

Unter „Seamless Payment“ versteht man das Verlassen einer Verkaufsfläche, ohne die Ware an der Kasse zu scannen und zu bezahlen. Auch unter den Begriffen „Seamless Checkout“ oder „Grab and Go“ bekannt, wurde die Technologie erstmals von Amazon im inzwischen berühmt gewordenen Amazon Go Store in Seattle eingesetzt. Die Vision, die der Onlineriese damit vom stationären Einkaufen präsentierte, brachte zahlreiche Händler dazu, sich ebenfalls mit dem Thema des kassenlosen Einkaufens zu beschäftigen.

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Rasche globale Entwicklung

Triebfeder war dabei nicht nur die Erfahrung, dass der Onlinehandel das Einkaufsverhalten der Verbraucher immer stärker verändert und die stationären Händler zu Getriebenen werden – die Angst, dass Amazon auch offline das Heft in die Hand nehmen könnte, spielte ebenfalls eine Rolle. Mit der Übernahme von Whole Foods bestätigte sich die Sorge dann auch ein wenig später.

Die Ergebnisse der Entwicklung lassen sich inzwischen auf dem ganzen Globus beobachten. Nicht nur Amazon eröffnet immer weitere Filialen von Amazon Go, zahlreiche weitere Händler haben eigene Versionen vorgestellt. Besonders in Asien sind in den letzten Jahren viele kassenlose Läden entstanden, allein JD.com, der Onlineriese aus dem Reich der Mitte, betreibt laut eigenen Angaben über 100 Filialen ohne Kasse – inzwischen auch außerhalb Chinas.

Beispiele in Deutschland

Und natürlich arbeiten auch deutsche Händler an der Zukunft des Einkaufens. Angeführt wird die Entwicklung derzeit von MediaMarktSaturn. Nach mehreren Testläufen verschiedener Technologien in Deutschland und Österreich bietet der Elektronikkonzern in Hamburg kassenloses Einkaufen erstmals auf der gesamten Fläche eines bestehenden Marktes an. Das heißt, mit einigen wenigen Ausnahmen, können die über 100.000 Produkte des weltweit größten Elektronikmarkts direkt am Regal bezahlt werden. Martin Wild, Chief Innovation Officer der MediaMarktSaturn Retail Group, wird die Erfahrungen der Filiale exklusiv auf der LOCA conference vorstellen. Das Verbandsevent der Location Based Marketing Association (LBMA) findet am 6. und 7. Februar 2019 in Wiesbaden statt.

Einen ähnlichen Weg geht EDEKA, allerdings ist man hier noch nicht ganz so weit. In den Filialen der EDEKA Rhein-Ruhr können Kunden ihre Artikel mit ihrem Smartphone während des Einkaufens selbst scannen und am Ausgang an Terminals bezahlen. Dabei nutzen sie die Technologie der Bonner snabble GmbH. Diese betreibt eine Plattform für App-basiertes Scannen („mobile self-scanning”) und Bezahlen („mobile self-checkout”) mit dem Smartphone. Durch die Lösung entfällt für die Kunden das Anstehen an der Kassenschlange, das Auflegen der Waren auf das Band und das nochmalige Einpacken des gesamten Einkaufs. Bezahlt wird an vorhandenen Kassen, SB-Kassen oder an speziellen Bezahl-Terminals. Sebastian Mancke, Geschäftsführer der Snabble GmbH, wird auf der LOCA conference nicht nur seine Lösung genauer vorstellen, sondern auch gemeinsam mit Dirk Rummel, Leiter Payment Deutschland bei IKEA, die Pläne des schwedischen Möbelhauses erörtern, das Erfassen und Bezahlen der Einkäufe mit dem Smartphone umzusetzen.

Nicht nur kassen-, sondern personallos

Einen etwas anderen Weg geht hingegen die Adolf Würth GmbH. Der Händler für Montage- und Befestigungsmaterial betreibt bereits einen kassenlosen Markt im bayerisch-schwäbischen Vöhringen, der 24 Stunden von Montag bis Samstag ohne Personal geöffnet hat. Außerhalb der gewohnten Öffnungszeiten, in denen der Laden immer noch mit Personal bemannt ist, kann der Kunde über die Würth App via QR-Code “aufschließen”. Durch eine Art Schleuse wird sichergestellt, dass immer nur eine Person im Laden ist – beim Checkout legt der Kunde alle Produkte auf einen Tunnelscanner, der sie erfasst und entsichert. Am Ende druckt das System den Lieferschein. Prokurist Matthias Glaser führt auf der LOCA conference hinter die Fassade des Ladens und gibt Einblicke in dessen technische Abläufe.

Details zum Programm der Konferenz unter www.loca-conference.com/program/

Tickets zur Konferenz gibt es unter www.loca-conference.com/register

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