Noch kaum Markentreue im Quick Commerce

Die schnelle Lieferung von Lebensmitteln wird von einigen Deutschen durchaus geschätzt, weshalb sie auch immer wieder bei den darauf spezialisierten Anbietern bestellen. Allerdings interagierte die deutsche Quick-Commerce-Branche im Jahr 2022 vermutlich nur mit 800.000 bis zu einer Million Kunden. Dennoch ist der Markt laut einer Analyse der Strategieberatung Oliver Wyman schon etwas weiter als in einigen Nachbarländern.

Mit Getir hat Rewe-Partner Flink einen potenten Konkurrenten, der nach der Gorillas-Übernahme auftrumpfen kann (Bild: Getir)

Dies zeigt sich u.a. in der Kauffrequenz: 47 Prozent der deutschen Quick-Commerce-Besteller nutzen entsprechende Services zwischen zwei und vier Mal monatlich, acht Prozent beauftragen die Lieferdienste sogar öfter. Dabei verändert sich auch das Einkaufsverhalten. Mehr als ein Drittel investieren bei den Anbietern mittlerweile zwischen 20 Prozent und 39 Prozent ihres gesamten Budgets für Lebensmittel. Die Hälfte lässt sich zudem regelmäßig den kompletten Wocheneinkauf vorbeibringen. Verstärkt im Warenkorb sind Obst, Gemüse sowie Milchprodukte zu finden, während Fertigprodukte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ohne den Q-Commerce würden 51 Prozent in den stationären Einzelhandel gehen und 22 Prozent auf E-Commerce-Anbieter mit längeren Lieferzeiten zurückgreifen.

Hohe Zahlungsbereitschaft

Der durchschnittliche Warenkorbwert liegt bei knapp 31 Euro (Frankreich: ca. 29 Euro / Niederlande: ca. 27 Euro). Hinzu kommen Lieferkosten, bei denen es eine hohe Toleranzschwelle gibt. So würde ein Drittel Mehrkosten von bis zu fünf Euro akzeptieren, wenn dafür ein Warenkorb im Wert von 20 Euro innerhalb von 30 Minuten bei ihnen eintrifft. 41 Prozent würden aber nur zwei Euro ausgeben wollen. Zudem gibt es ein Missverhältnis zwischen Wahrnehmung und Realität. Obwohl die Käufer für die Produkte im Quick Commerce im Allgemeinen einen kleinen Aufschlag zahlen müssen, halten 60 Prozent sie für gleich teuer und 17 Prozent sogar für billiger als bei stationären Geschäften.

Anzeige

Markentreue dürfen die Anbieter zudem nicht erwarten, da primär der Preis und die Liefergeschwindigkeit bei den Kunden zählen. Da alle Quick-Commerce-Unternehmen überwiegend bia App verkaufen, ist ein Vergleich nicht besonders schwer. Auch zukünftig wird sich Q-Commerce vermutlich weiter auf die größeren Städte konzentrieren, da es auf dem Land noch kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept dafür gibt. Die bestehende Kundschaft geht eher von einer Expansion der anderen Art aus. 78 Prozent erwarten, dass der Quick Commerce künftig auch zunehmend Non-Food-Artikel ausliefert.

STARTSEITE