KI in Deutschland: Stillstand trotz wachsendem Handlungsdruck

In Deutschland sind derzeit nur 6 Prozent der Unternehmen ausreichend vorbereitet, Künstliche Intelligenz (KI) effektiv einzusetzen. Dies ist laut dem aktuellen „KI-Readiness Index“ von Cisco sogar ein leichter Rückgang gegenüber 2023, als es noch 7 Prozent waren. Gleichzeitig sagen 98 Prozent der dafür Befragten, dass der Einsatz von KI in den letzten sechs Monaten dringlicher geworden ist.

Im europäischen Vergleich ist Deutschland in der Spitzengruppe der sogenannten „Schrittmacher“ vom dritten auf den sechsten Platz abgerutscht. Länder wie Großbritannien (10 Prozent) oder Italien und Spanien (je 9 Prozent) schneiden besser ab. Fasst man die beiden besten Gruppen („Schrittmacher“ und „Verfolger“) zusammen, liegt Deutschland mit 35 Prozent weiterhin auf dem dritten Platz, hinter Großbritannien (47 Prozent) und Spanien (40 Prozent).

Trotz der vergleichsweise schwachen Position wird in Deutschland viel über KI-Strategien gesprochen. Laut der Studie verfügen 95 Prozent der Unternehmen über eine KI-Strategie oder entwickeln diese. Hier ist Deutschland im europäischen Vergleich führend. Doch die Umsetzung bleibt problematisch. Nur 35 Prozent der Firmen haben Messverfahren, um die Effekte ihrer KI-Lösungen zu bewerten, und viele scheitern an der praktischen Anwendung.

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Investitionen und Herausforderungen

Die Notwendigkeit zu handeln ist den Unternehmen dabei bewusst: 47 Prozent glauben, dass sie ihre KI-Strategie innerhalb eines Jahres umsetzen müssen, um negative Auswirkungen zu vermeiden. Dennoch bleibt die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück. Obwohl 42 Prozent der Firmen zwischen 10 und 30 Prozent ihres IT-Budgets in KI investieren, berichten 40 Prozent, dass diese Investitionen keine oder nur unzureichende Erfolge erzielen.

Die größten Investitionsziele sind Effizienzsteigerungen (48 Prozent), Wettbewerbsfähigkeit (43 Prozent) und verbesserte Kundenerfahrungen (45 Prozent). Hauptanwendungsbereiche sind Cybersicherheit (37 Prozent), IT-Infrastruktur (35 Prozent) und Datenanalyse (35 Prozent). Ein zentrales Problem bleibt die Infrastruktur. Zwar liegt Deutschland bei der KI-Readiness in diesem Bereich europaweit auf Platz zwei hinter Großbritannien, doch die Lücken sind erheblich. Nur 14 Prozent der Unternehmen verfügen über ausreichend leistungsfähige Grafikprozessoren, und lediglich 20 Prozent schützen ihre Daten in KI-Modellen umfassend.

Auch der Fachkräftemangel ist eine große Hürde: Nur 24 Prozent der Unternehmen geben an, über qualifiziertes Personal für den erfolgreichen KI-Einsatz zu verfügen. Gleichzeitig wächst der Druck von der Unternehmensführung. In 48 Prozent der Fälle geht die Initiative zur KI-Implementierung vom CEO oder der Geschäftsführung aus, was die Herausforderungen für Mitarbeitende verstärkt.

Fragmentierte Daten und fehlende Governance

In den Bereichen Daten, Governance und Unternehmenskultur sind die Ergebnisse ebenfalls ernüchternd. Nur 30 Prozent der Unternehmen sind gut auf die Datenanforderungen von KI vorbereitet, während 88 Prozent ihre Daten fragmentiert oder in Silos speichern. Noch schwächer schneidet der Bereich Governance ab: 74 Prozent der Unternehmen haben keine umfassenden KI-Richtlinien, was den sicheren und ethischen Einsatz erschwert.

Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung von Cisco Deutschland, sieht all dies kritisch: „Stillstand bei KI-Readiness bedeutet faktisch einen Rückschritt. Von Powerpoint-Folien allein ist noch keine KI-Strategie erfolgreich geworden. Wir müssen vor allem im Bereich der Infrastruktur und Rechenzentren aktiver werden, aber auch bei der Aufbereitung und Nutzung von Daten.“

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