Die deutschen Handelsunternehmen widmen sich momentan primär dem Omnichannel, wobei die rein stationäre Präsenz dramatisch abgenommen hat. Dabei sehen sie ihre Zukunft durchaus im Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), unternehmen bislang aber nur wenig Anstrengungen, um sie auch zu integrieren.
Unter den mittleren und großen deutschen Handelsunternehmen (ab 10 Mitarbeitern) ist der reine Offline-Betrieb heute die absolute Ausnahme. Laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage agieren nur noch acht Prozent ausschließlich stationär – eine Halbierung gegenüber 2021 (16 Prozent). Rein auf den Online-Handel setzen fünf Prozent.
Deutlich dominiert die Mischform: Insgesamt 85 Prozent verkaufen sowohl im Ladengeschäft als auch im E-Commerce. Von diesen Hybridunternehmen können sich immerhin 29 Prozent vorstellen, in Zukunft nur noch auf das Standbein Internet zu setzen. Dennoch sind nur wenige (12 Prozent) absolut pessimistisch, was die Zukunft des stationären Handels angeht. Die Mehrheit (71 Prozent) sieht jedoch die Notwendigkeit, dass dieser sich neu erfinden muss. Den größten Wettbewerbsdruck sehen 68 Prozent durch günstigere Online-Preise und kommende virtuelle Einkaufserlebnisse.
Zukunftsvisionen & KI
Jeweils 54 Prozent gehen davon aus, dass bis 2030 virtuelle Einkaufswelten sehr bis eher verbreitet und/oder Geschäfte durch digitale Lösungen rund um die Uhr geöffnet sein werden. Das automatische Bezahlen beim Verlassen des Geschäfts wird für 77 Prozent bis dahin stärker zum Standard. Bei den meisten stationären Einzelhändlern (88 Prozent) kann mittlerweile per Smartphone oder Smartwatch bezahlt werden, weitere 6 Prozent planen oder diskutieren die Einführung. Auch WLAN (79 Prozent) oder Click & Collect (73 Prozent) kann der Kunde mittlerweile erwarten. Aufgrund der aktuellen Zukunftsplanungen ist davon auszugehen, dass auch Tablet- oder Smartphone-gestützte Systeme an der Kasse (aktuell 52 Prozent), Tablet-PCs und interaktive Bildschirme im Geschäft (33 Prozent) sowie digitale Preisschilder (32 Prozent) bald den Sprung in diese Sphären schaffen.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, hält die Mehrheit der Befragten den Einsatz von KI für entscheidend. Allerdings wagen sich nur wenige (4 Prozent) bereits an dieses „Monster“ heran, vor allem weil es bislang an Erfahrung (73 Prozent) und kompetenten Mitarbeitern für die Integration (61 Prozent) fehlt. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) denken derzeit nicht einmal über den Einsatz von KI nach. Dabei wird ihr durchaus Potenzial im Bestandsmanagement (85 Prozent), bei der Textgenerierung (82 Prozent) und bei personalisierten Empfehlungen (76 Prozent) zugesprochen. Gleichzeitig herrscht Angst vor zu unpersönlichem Kundenservice (76 Prozent) und KI-generierten Fake-Bewertungen (72 Prozent).