Verifone H5000: Zahlungschaos durch “Altlast”

Seit dem 24. Mai herrscht in Deutschland Chaos beim Thema Kartenzahlung: Durch den großflächigen Ausfall von Verifone H5000 Girokarten-Terminals ist und war in vielen Geschäften nur noch Barzahlung möglich. Das Problem hätte sich dabei durch rechtzeitiges Handeln durchaus vermeiden lassen.

Aldi Nord setzte 2015 auf das Verifone H5000, um kontaktlose Bezahlung einzuführen (Bild: Aldi Nord)

Das H5000 wird von Verifone bereits seit 2019 nicht mehr hergestellt und ist nicht mit aktuellen Zahlungsspezifikationen kompatibel. Aufgrund einer Übergangsregelung lässt es sich dennoch noch bis zum April 2023 betreiben. In Ausnahmefällen soll sogar 2025 möglich sein. Das dafür notwendige Update wurde laut IT-Blogger Günter Born vermutlich am 25. Dezember 2021 nicht korrekt auf alle Geräte aufgespielt, wodurch die betroffenen Terminals Ende Mai versagten. Laut Verifone handelt es sich um eine Software-Fehlfunktion. Es gäbe keinen Zusammenhang mit dem Ablauf eines Zertifikats oder einer Sicherheitslücke.

Austausch statt Update

Mittlerweile haben die großen Handelsketten wie Aldi Nord, Edeka, Netto und dm ragiert und H5000 gegen neue Terminals ausgetauscht. Bei vielen wurde damit ein für nächstes Jahr ohnehin geplanter Schritt vorgezogen. Bei anderen Unternehmen ist ein Software-Update notwendig, das laut dem Zahlungsdienstleister Payone (in einem Statement gegenüber tagesschau.de) am Wochenende aber nicht stabil genug für einen flächendeckenden Einsatz war und zudem vor Ort installiert werden muss. Das H5000 ist in Deutschland vermutlich noch weit verbreitet, da laut Verifone 2018 mehr als 350.000 Geräte hierzulande im Einsatz waren. Die Produktseite spricht sogar weiterhin vom meistgenutzten Terminal in Deutschland.

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Auf altem Sicherheitsstandard

Es ist allerdings nicht mit dem seit Anfang 2022 für alle neuen Terminals geltenden Sicherheitsstandard TA 7.2 kompatibel. Seine hohe Verbreitung könnte dazu beigetragen haben, dass die Deutsche Kreditwirtschaft eine längere Übergangfrist für ältere Modelle festlegte. Verifone hatte bereits 2019 das Supportende für das Terminal verkündete und wollte nur noch Altverträge unterstützen (so Recherchen von Finanz-Szene). Dies war eigentlich ein deutlicher Weckruf: Gerade in sicherheitsrelevanten Bereichen ist ein drohendes Supportende im Allgemeinen ein sicheres Zeichen, dass man wechseln sollte.

Welche Auswirkungen der tagelange Ausfall auf das Zahlungsverhalten haben wird, ist derzeit ungewiss. Schließlich gibt es zumindest theoretisch genug Alternativen zur klassischen Kartenzahlung, die Händler anbieten können. Lediglich der Rückfall in die Dominanz des Bargeld scheint derzeit ausgeschlossen, auch wenn sich dessen stärkste Befürworter in ihrer Skepsis gegenüber elektronischen Bezahlmethoden nun bestätigt sehen.

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