Trotz öffentlicher Boykottaufrufe und politischer Spannungen bleiben Produkte aus den USA für viele Europäerinnen und Europäer Teil des Alltags. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Onlinehändlers Digitec Galaxus, der im Mai einen nahezu unveränderten Anteil amerikanischer Markenverkäufe verzeichnete.

Laut dem Galaxus-Report bekundeten zwar mehr als die Hälfte der Befragten die Absicht, US-Produkte zu meiden – ausgelöst durch die von Donald Trump im April verhängten Importzölle. Doch in der Praxis zeigt sich kaum ein Effekt: Der Anteil US-amerikanischer Marken an den Verkäufen lag im Mai bei 17,5 Prozent und damit nur leicht unter dem Vorjahreswert von 18,3 Prozent. „Ein Boykott sieht anders aus“, kommentiert Hendrik Blijdenstein, Chief Commercial Officer von Digitec Galaxus.
Für die Analyse wurden die 1000 meistverkauften Marken des Vorjahres ausgewertet, jeweils anhand des Hauptsitzes der Markeninhaber. Die Ergebnisse zeigen: Weder Altersgruppe noch Geschlecht haben signifikanten Einfluss auf das Kaufverhalten. Einzig ältere Käufer und Männer zeigen in geringem Maße eine abweichende Tendenz.
Als Hauptursache für die Diskrepanz zwischen Meinung und Verhalten nennt Blijdenstein die fehlende Kenntnis über Markenherkünfte. Bekannte US-Marken wie Apple oder Microsoft werden zwar erkannt, doch viele andere erscheinen durch ihre Aufmachung europäisch – etwa die zur US-Firma Johnson & Johnson gehörende Marke „Le Petit Marseillais“ oder Milka, dessen Erlöse an Mondelez in Chicago gehen.
Neben Unwissen spielt auch emotionale Bindung eine Rolle. Marken wie Nike, Apple oder Weber sind für viele Konsumenten eng mit persönlichem Lebensstil verbunden. Laut der Umfrage wären nur 9 Prozent der Teilnehmenden auf jeden Fall bereit, für Alternativen ohne US-Bezug einen höheren Preis zu zahlen.
Der Blick auf die Daten legt nahe: Selbst geopolitische Spannungen reichen derzeit nicht aus, um Konsumgewohnheiten grundlegend zu verändern. Für US-Marken ist das zunächst ein beruhigendes Signal – doch die Debatte könnte zum Frühindikator für wachsende Sensibilität im Konsumverhalten werden, sollte sich das politische Klima weiter verschärfen.