Gemessen an der Zahl der Unternehmen ist der Online-Handel in Ostdeutschland deutlich unterrepräsentiert. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie der aktuelle “E-Commerce-Atlas Deutschland” zeigt, der die Situation in den alten und neuen Bundesländern vergleicht. Es gibt aber auch Probleme, mit denen grundsätzlich alle in dem Segment tätigen Unternehmen kämpfen.
Laut der Studie haben 87,5 Prozent der deutschen E-Commerce-Anbieter ihren Sitz in Westdeutschland, nur 12,5 Prozent sind in Ostdeutschland angesiedelt. Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern, während die Stadtstaaten Hamburg und Berlin gut aufgestellt sind. Das Ungleichgewicht setzt sich bei Umsatz und Beschäftigten fort. Mit einem durchschnittlichen Jahresumsatz von 6,37 Mio. Euro liegen die ostdeutschen Unternehmen weit hinter den westdeutschen Wettbewerbern (29,39 Mio. Euro) und beschäftigen auch weniger Mitarbeiter (Ost: 13 / West: 29). Dies ist vermutlich auf die Präsenz in Regionen mit extremem Fachkräftemangel, die geringere Verfügbarkeit von schnellem Internet und die wenigen traditionell gewachsenen Unternehmen zurückzuführen. Auch die deutlich schlechter bewertete Wirtschaftsförderung vor Ort dürfte eine Rolle spielen.
Die ostdeutschen Unternehmen blicken zudem pessimistischer in die aktuelle Zukunft: Die Hälfte von ihnen rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung. In Westdeutschland ist nur ein Drittel dieser Meinung. Insgesamt gibt mehr als ein Drittel aller Internethändler an, dass ihr Internetanschluss nicht ausreicht, um ihre Anforderungen zu erfüllen. Sogar 46 Prozent sind mit ihrem Mobilfunkanschluss unzufrieden. Vor allem bei Datenverbindungen mit einer Downloadgeschwindigkeit von mehr als 1.000 MB/s klafft eine große Lücke: Sie stehen 61,8 Prozent der westdeutschen und 40,1 Prozent der ostdeutschen Händler zur Verfügung.
Hürden bei der Digitalisierung
Die meisten Onlinehändler schätzen ihr Wissen über die Digitalisierung (verständlicherweise) als gut ein, bei notwendigen Investitionen stoßen sie jedoch immer wieder auf Hindernisse, die sich in Ost und West kaum unterscheiden. Die wichtigsten Faktoren sind hohe Kosten und fehlende zeitliche Ressourcen. Aber auch rechtliche Anforderungen, die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt, fehlende technische Standards und Schnittstellen, mangelnde Kompetenzen der Mitarbeiter, IT-Sicherheit und/oder fehlender Breitband-Internetzugang spielen eine bedeutende Rolle.
Die bislang einzigartige Untersuchung wurde von ibi research an der Universität Regensburg, Amazon Deutschland und dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh) durchgeführt und lässt sich hier vollständig herunterladen.