Sneaky Steve und Wacay: Ein Laden als verknüpfte Umkleidekabine

In Göteborg testeten der Schuhspezialist Sneaky Steve und die Bekleidungsmarke Wacay ein Konzept, bei dem sich eine Filiale in einen großen verknüpften Anproberaum verwandelt. Die Kooperation wurde vom schwedischen Unternehmen The Fitting Room initiiert.

Für den Test öffnete im vergangenen Oktober und November ein 63 Quadratmeter großes Geschäft im Einkaufszentrum Nordstan in Göteborg, in dem Kunden an interaktiven Kiosken Waren durchsuchen, Schuhe und Kleidung anprobieren und nach Hause bestellen konnten. Dabei ermöglichten Touchscreen-Kioske den Zugriff auf umfangreiche Informationen, wie z.B. Kommentare des Designers oder Informationen zu zusätzlichen Produkteigenschaften. Um auf diese zuzugreifen, nahm der Kunde das Produkt mit zu einem der Kioske und scannte einen RFID-Tag. Darüber hinaus war in der Mitte des Raumes ein Touchscreen-Tisch, an dem die Kunden das Angebot des Ladens durchstöbern durften.

Alle Bestände vor Ort waren lediglich für die Anprobe gedacht. Es gab zwar jedes Schuhmodell in jeder Größe, aber nicht in jeder Farbe. Ebenso lief es bei den T-Shirts: Es waren nur bestimmte Farben für verschiedene Größen vor Ort. Die Shopper konnten nichts direkt aus dem Laden mitnehmen, sondern mussten sich die Waren nach Hause liefern lassen. Nachdem sich der Kunde für Produkte entschieden hatte, gab er an einem der vier Touchscreens seine Adresse ein und bezahlte per Kreditkarte oder Smartphone. Bargeld wurde nicht angenommen.

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Dies alles entlastete das Verkaufspersonal, da es weder abkassieren noch Regale neu bestücken oder eine größere Menge an ausprobierter Ware wieder einsortieren musste. So hatten die zwei Vollzeitkräfte mehr Zeit, die Kunden zu betreuen und Fragen zu beantworten.

Verbesserte Ergebnisse

In der Folge konnten sich Sneaky Steve und Wacay über deutlich verbesserte Ergebnisse freuen. So lag zum Beispiel die Rückgabequote, die für den schwedischen E-Commerce normalerweise 30 Prozent beträgt, bei unter einem Prozent, weil die Kunden die Produkte zuvor anprobieren durften. Für die beiden Händler waren dies besonders gute Nachrichten, da sie kaum Filialen in dem skandinavischen Land betreiben und den Großteil ihres Geschäfts online abwickeln.

Gleichzeitig steigerte die Filiale die E-Commerce-Verkäufe um 43 Prozent für Sneaky Steve, was einem Drittel des Onlinegeschäfts in dem Testzeitraum entsprach. Für Wacay fiel der Schub etwas niedriger aus. Der Umsatz pro Quadratmeter lag über dem anderer Einzelhändler, die die beiden Marken verkaufen, so Johan Lind, CEO und Mitbegründer von The Fitting Room. Die Fläche sah durchschnittlich 50 Kunden pro Tag, die tatsächlich mindestens ein Produkt erwarben.

Die Gründer von The Fitting Room planen keinen weiteren Einsatz ihres Shops. Sie sind sich aber sicher, dass die Erkenntnisse nützlich sein werden, um die Verknüpfung von Online und Offline weiter voranzubringen.

Fazit der Händler

„Für uns war es sehr wichtig zu sehen, dass wir online wachsen können“, erklärte Måns Månsson, CEO und Gründer von Sneaky Steve, gegenüber retailcustomerexperience.com. „The Fitting Room ist eine Antwort auf viele der Herausforderungen, die wir mit dem traditionellen Einzelhandel haben“, sagte er weiter. Die Filiale habe vielen Einzelhändlern gezeigt, wie sie ihr physisches Geschäft besser mit ihrem Onlineauftritt verbinden können. Månsson plant nun, etwas ähnliches wie The Fitting Room in Deutschland auszuprobieren.

„The Fitting Room ist in vielerlei Hinsicht das, was wir vom Laden der Zukunft erwarten“, kommentierte Jonas Eriksson, CEO und Gründer des inzwischen bankrotten Wacay, ebenfalls gegenüber retailcustomerexperience.com. „Es war eine sehr gute Zeit, denn wir konnten auch erleben, wie dieses Erlebnis-Shopping von Kunden gesehen wird, die nichts über die Marke wissen.“

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