Die wirtschaftliche Lage im deutschen Großhandel hat sich dramatisch verschlechtert und ist laut Branchenvertretern aktuell sogar schlechter als während der Corona-Pandemie. Rückläufige Umsätze und eine sinkende Nachfrage aus wichtigen Handelspartnerländern wie den USA und China setzen die Branche massiv unter Druck. Dr. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), beschreibt die Situation als alarmierend.
Besonders der Produktionsverbindungshandel, der als Indikator für die Industrieentwicklung gilt, schreibt seit mehreren Quartalen schwache Zahlen. Auch das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) befindet sich in einer Abwärtsspirale und ist seit fünf Quartalen in Folge real rückläufig. Der BGA rechnet für das kommende Jahr mit einem Rückgang der realen Großhandelsumsätze um mindestens 1,1 Prozent.
Im Vergleich zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie ist die aktuelle Lage besonders problematisch, da die Unternehmen zusätzlich durch anhaltende politische und wirtschaftliche Unsicherheiten belastet werden. Der ifo-Klimaindikator zeigt sowohl bei der Geschäftslage als auch bei den Erwartungen einen klaren Abwärtstrend. Laut Jandura wächst die Verunsicherung, während die Nachfrage nach deutschen Produkten bei zentralen Handelspartnern wie den USA und China weiter sinkt.
Angesichts dieser Entwicklungen fordert der BGA-Präsident von der nächsten Bundesregierung eine grundlegende wirtschaftspolitische Kurskorrektur. Dazu gehören die Reduzierung der bürokratischen Anforderungen des Lieferkettengesetzes, um die Berichtspflichten für Unternehmen zu entschlacken, sowie eine Überarbeitung der europäischen Regulierungsvorhaben. Eine Absenkung der Unternehmenssteuern auf den europäischen Durchschnitt sei ebenfalls notwendig, um Investitionen zu fördern und langfristig Wachstumsperspektiven zu schaffen.
Jandura betont, dass ohne ein klares politisches Signal die wirtschaftlichen Belastungen weiter zunehmen könnten. Der Großhandel fungiere dabei nicht nur als Betroffener, sondern auch als Frühindikator für die Gesamtentwicklung der Industrie.