Seit Anfang August gilt der EU AI Act, der die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Europa streng reguliert. Deutsche Unternehmen stehen nun vor der Aufgabe, die neuen Vorgaben umzusetzen. Doch viele sind sich über die konkreten Auswirkungen noch nicht im Klaren und zögern bei der Vorbereitung.
Der EU AI Act markiert einen entscheidenden Wendepunkt für Unternehmen, die KI in ihren Prozessen einsetzen. Die neuen Regelungen sind verpflichtend für alle EU-Mitgliedsländer und müssen innerhalb der nächsten zwei Jahre umgesetzt werden. Eine Deloitte-Befragung von 500 Führungskräften zeigt jedoch, dass sich viele Unternehmen noch nicht ausreichend mit den neuen Anforderungen auseinandergesetzt haben.
Verunsicherung unter deutschen Unternehmen
Lediglich 26,2 Prozent der Unternehmen sind tiefer in die Thematik eingedrungen, während 48,6 Prozent noch keine konkreten Maßnahmen ergriffen haben. Diese Unsicherheit könnte für die betroffenen Unternehmen ernsthafte Folgen haben, da bei Nichteinhaltung der Vorgaben erhebliche Strafen drohen.
Dr. Till Contzen, Partner im Bereich Tax und Legal bei Deloitte, warnt vor den Konsequenzen des Zögerns: „Die Umsetzung der Anforderungen wird je nach Umfang der KI-Nutzung in einem Unternehmen einen erheblichen Aufwand mit sich bringen.“ Viele Unternehmen seien sich nicht einmal darüber im Klaren, wie viel KI sie überhaupt nutzen. Diese Unwissenheit könnte zu ähnlichen Problemen führen, wie sie bereits bei der Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) beobachtet wurden.
Skepsis gegenüber den neuen Regelungen
Die Befragung zeigt auch, dass viele Unternehmen skeptisch gegenüber dem EU AI Act sind. Während 39 Prozent der Befragten auf mehr Rechtssicherheit im Umgang mit KI hoffen, sehen 35 Prozent keinen großen Unterschied. Zudem glaubt fast die Hälfte, dass der AI Act eher ein Hindernis für die Entwicklung und Einführung von KI-Anwendungen darstellt. Diese Skepsis spiegelt sich auch in der Einschätzung der Innovationsmöglichkeiten wider: 52,3 Prozent der Unternehmen befürchten, dass die Verordnung ihre Fähigkeit zur Innovation im KI-Bereich einschränken könnte.