In einer neuen Folge des Best Retail Cases Podcasts begrüßt Moderatorin Angelique Szameitat einen besonderen Gast: Dr. Johannes Berentzen, geschäftsführender Gesellschafter der BBE Handelsberatung GmbH. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Handelsberatung bringt er fundierte Einblicke in die Herausforderungen und Zukunftsthemen des Einzelhandels mit – von der Neugestaltung stationärer Flächen über die Rolle von Handelsmarken bis hin zu Technologieeinsatz und Omnichannel-Strategien.

Ein aktueller NielsenIQ-Report zeigt: 68 % der deutschen Konsumenten wünschen sich ein Einkaufserlebnis in gut organisierten Geschäften mit attraktivem Ambiente. Diese Zahl kommentiert Berentzen deutlich: „Konsumenten suchen heute mehr als Produkte – sie suchen Inspiration, Unterhaltung und persönliche Ansprache. Wer das nicht bietet, verliert sie an den Online-Handel.“ Gefragt seien Erlebnisräume, die alle Sinne ansprechen. Beispiele wie der multisensorische „Candytunnel“ bei Breuninger oder das KI-gestützte Sounddesign in Globus-Warenhäusern zeigten, wie erfolgreich Händler emotionale Anker setzen können. „Wir müssen den Laden neu denken – nicht als Lager, sondern als Bühne“, so Berentzen.
Erlebnis statt Umsatz: Eine notwendige Investition
Trotz leicht steigender Umsätze (plus 1,1 % laut HDE-Zahlenspiegel 2024) bleiben Investitionen ins Einkaufserlebnis vielerorts aus. Für Berentzen ein gefährlicher Kurs: „Wer heute nicht in Erlebniswelten investiert, verliert morgen seine Kundenbasis. Erlebnis schafft Differenzierung – und Differenzierung ist Überlebensstrategie.“ Händler müssten bereit sein, kurzfristige Umsatzoptimierung zugunsten nachhaltiger Kundenbindung hintenanzustellen.
Handelsmarken und Retail Media: Neue Wege zur Kundenbindung
Ein weiterer Hebel für erfolgreiche Kundenbindung: Handelsmarken. Laut der Studie „Der deutsche Einzelhandel 2024“ gewinnen sie an Bedeutung. „Eigenmarken sind ideale Identifikationsanker“, erklärt Berentzen. „Ein positives Einkaufserlebnis stärkt die emotionale Bindung zur Marke und erhöht die Wiederkaufrate.“ Auch Retail Media wird im stationären Handel wichtiger. Werbung müsse jedoch subtil in das Ladenlayout integriert werden: „Erfolgreiche Werbung im Store ist nicht laut und aufdringlich, sondern erlebbar – eingebettet in die Gesamtinszenierung.“
Technologieeinsatz: Vom Ladenlayout bis zum Checkout
Technologische Innovationen verändern den stationären Handel rasant. „Mich beeindrucken besonders Heatmaps und KI-gestützte Ladenlayouts“, so Berentzen. „Sie ermöglichen eine datenbasierte Optimierung der Flächen und machen den Erfolg von Erlebnisstrategien endlich messbar.“ Positive Beispiele gebe es bereits: Globus, Breuninger und auch kleinere Händler, die durch gezielte Technologieanwendungen ihre Flächen neu gestalten und Kunden besser binden konnten. Augmented Reality (AR), virtuelle Umkleiden oder digitale Preisschilder seien weitere Instrumente, um Retourenquoten zu senken und gleichzeitig das Einkaufserlebnis zu verbessern. „Gerade im Fashion-Bereich können virtuelle Umkleidekabinen Retouren drastisch reduzieren“, betont Berentzen.
Omnichannel: Online und Offline als Einheit denken
Berentzen stellt klar: Der stationäre Handel bleibt unverzichtbar – gerade im Omnichannel-Ansatz. „Das physische Geschäft ist der emotionale Anker einer Marke. Online und Offline dürfen keine getrennten Silos sein.“ Wichtig sei eine durchgängige Customer Journey: vom Instagram-Post über den Online-Shop bis hin zur haptischen Erfahrung im Store.
Flächenreduzierung: Herausforderung als Chance
Mit Blick auf die Zukunft warnt Berentzen vor dramatischen Veränderungen: „Wir rechnen damit, dass bis 2030 rund 15 bis 20 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche in Deutschland wegfallen.“ Händler müssten daher nicht nur Flächen verkleinern, sondern diese auch neu denken: als Showrooms, Eventflächen oder hybride Treffpunkte. „Mut zur Veränderung und kreative Nutzungskonzepte werden über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.“
BBE Handelsberatung: Mehr als klassische Beratung
Abschließend gibt Berentzen einen Einblick in die Philosophie der BBE Handelsberatung: „Wir verbinden fundierte Analysen mit praxisnaher Umsetzungsbegleitung. Unser Ziel ist es, unsere Kunden nicht nur theoretisch zu beraten, sondern sie konkret fit für die Zukunft zu machen.“ Wer sich einen ersten Eindruck vom modernen Handelsmanagement verschaffen möchte, findet spannende Einblicke in einem Buch, das die BBE gemeinsam mit verschiedenen Partnern – unter anderem auch mit Best Retail Cases und Angelique Szameitat – entwickelt hat. Der Anspruch: Die Erfolgsrezepte der Zukunft greifbar machen – für Händler, die mehr wollen als Mittelmaß.
Fazit: Der Handel der Zukunft ist erlebnisorientiert, technologiegetrieben und mutig im Denken neuer Flächenkonzepte. Wer sich frühzeitig darauf einstellt, hat beste Chancen, seine Kunden nachhaltig zu begeistern – pro Quadratmeter und weit darüber hinaus.