E-Commerce überspringt fünf Jahre

Wie kaum anders zu erwarten, hat die Corona-Pandemie den Einzelhandel nachhaltig erschüttert. Dabei gab es deutliche Gewinner und Verlierer, wie das Statistische Bundesamt in seiner vorläufigen Halbjahresbilanz feststellt, die dem deutschen Gesamtmarkt sogar ein kleines Plus attestiert. Zumindest in den USA wurde der Siegeszug von E-Commerce nach einer IBM-Studie um fünf Jahre beschleunigt.

Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland setzten im ersten Halbjahr 2020 kalender- und saisonbereinigt 0,8 Prozent mehr um als im zweiten Halbjahr 2020. Dabei konnte besonders der Online- und Versandhandel seine Umsätze steigern – er verzeichnete ein Plus von 16 Prozent. Nach Daten des U.S. Census Bureau hält er damit allerdings noch nicht mit dem US-Trend Schritt: Dort stiegen die Umsätze im E-Commerce im zweiten Quartal 2020 um 44,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Sie machten damit bereits 211,5 Milliarden der insgesamt 1,31 Billionen Dollar Einzelhandelsumsatz aus.

IBM geht davon aus, dass der US-E-Commerce-Bereich 2020 insgesamt um fast zwanzig Prozent wachsen wird, während der Umsatz von Department Stores um mehr als 60 Prozent sinkt. Department Stores hatten schon im ersten Quartal mit um 25 Prozent verringerten Einnahmen zu kämpfen, im zweiten Quartal waren es dank Corona sogar 75 Prozent weniger.

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E-Commerce, Baumaterialien und Lebensmittel gefragt

Sowohl in Deutschland als auch in den USA zähl(t)en im Prinzip die gleichen Branchen zu den Gewinnern der Krise. Abgesehen vom Versand- und Internethandel profitierten hierzulande der Einzelhandel mit Nahrungs-, Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren an Verkaufsständen und auf Märkten (+15,1 Prozent), Anbieter von Metallwaren, Anstrichmitteln sowie Bau- und Heimwerkerbedarf (+14,4 Prozent), der sonstige nicht auf Verkaufsräume ausgelegte Einzelhandel (+10,2 Prozent) sowie Retailer mit Gemischtsortiment, die sich hauptsächlich auf Nahrungs- und Genussmittel fokussieren (+6,9 Prozent). Einbußen von über 20 Prozent gab es bei Bekleidung, Antiquitäten und Gebrauchtwaren, Schuhe und Lederwaren, bespielten Bild- und Tonträgern und Uhren/Schmuck.

Wenige Wachstumssegmente

Für 2020 prognostiziert IBM, dass in den USA gerade einmal die Umsätze von fünf Segmenten weiter zulegen. Abseits des schon erwähnten E-Commerce-Bereichs sind dies Bier-, Wein- und Spirituosen-Geschäfte (+16,3 Prozent), Baumaterialien (+14,2 Prozent), Lebensmittelhändler (+13 Prozent) und in kleinerem Ausmaße die Pharmazie (+2,6 Prozent). Wenig Hoffnung gibt es dagegen für Männer- und Frauenkleidung (-68,3 Prozent bzw. -50,3 Prozent) oder Schuhwerk (-53 Prozent).

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