Die Corona-Pandemie und die schwächelnde Nachfrage machen dem Einzelhandel weiter zu schaffen. Dabei erkennen viele Geschäfte durchaus, dass ihre Chance in verstärkter Digitalisierung liegt – sie kämpfen aber häufig mit schrumpfenden Finanzmitteln, wie eine Sonderauswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) ergab.
Bei den Einzelhändlern war ein Drittel überhaupt nicht von den Schließungsverfügungen betroffen und eine Hälfte hat inzwischen wieder geöffnet. Lediglich 17 Prozent lassen ihre Läden derzeit noch zu. Von Normalität kann man allerdings kaum sprechen: Gerade einmal 12 Prozent aller Läden erreichen die gewohnte oder sogar eine erhöhte Auslastung. Vier Prozent rechnen damit noch im aktuellen Quartal. Jeweils 30 Prozent gehen davon aus, dass sich die Geschäftstätigkeit entweder im zweiten Halbjahr (3. Quartal: 15 Prozent / 4. Quartal: 15 Prozent) oder 2021 vollständig erholt. Fünf Prozent können sich eine Rückkehr zur gewohnten Normalität dagegen gar nicht vorstellen.
Rund ein Viertel ohne Einbußen
Etwas weniger Pessimismus als noch Ende März gibt es in Bezug auf einen Umsatzrückgang. Statt damals 82 Prozent glauben nun noch 78 Prozent der Einzelhändler, dass sie davon betroffen sein werden. Bislang verzeichneten 24 Prozent der Händler keine Einbußen oder sogar erhöhte Umsätze. Unter diesen dürften vermutlich auch die meisten der 13 Prozent Unternehmen zu finden sein, deren Kosten zuletzt gestiegen sind.
Bei den restlichen dürften die Kosten dafür stark auf die Einkommenssituation durchschlagen, da trotz einiger Initiativen ganze 69 Prozent keine oder kaum Einsparungen vornehmen konnten. Lediglich 18 Prozent vermochten es demnach wohl, beispielsweise erfolgreich mit Vermietern oder Lieferanten zu reden, um die Fixbeträge während der Schließung zu reduzieren. Es verwundert also kaum, dass gerade einmal 29 Prozent keine Auswirkungen auf ihre Finanzierungssituation spüren und 22 Prozent mit Liquiditätsengpässen kämpfen. Das Eigenkapital ging bei 58 Prozent zurück. Bei zehn Prozent droht sogar die Insolvenz.
Geld für Investitionen knapp
Durch die Auswirkungen der Krise werden bei 37 Prozent die Investitionsplanungen 2020 gekürzt, was sicherlich nicht unbedingt positiv für die Zukunftsfähigkeit des eigenen Geschäfts sein dürfte. Eben so viele Einzelhändler setzen auf Rationalisierungsmaßnahmen. Immerhin 32 Prozent haben erkannt, dass ihnen eine verstärkte Digitalisierung in der aktuellen Situation viele Vorteile bringt, 26 Prozent stellten sogar ihre Geschäfte bzw. ihr Geschäftskonzept um. Meist ging dies Hand in Hand, da beispielsweise Aktivitäten in der Online-Kommunikation und im Online-Verkauf neue Abläufe mit sich brachten.
Über die Umfrage
An der vom 4. bis 6. Mai 2020 Umfrage durchgeführten DIHK-Umfrage nahmen rund 10.000 Unternehmen teil, von denen zwölf Prozent aus dem Einzelhandel kamen.