Autonomes Lieferfahrzeug erhält Straßenzulassung

Das US-Verkehrsministerium und die National Highway Traffic Safety Administration haben Geschichte geschrieben und erstmals einen autonom fahrenden Wagen für den normalen Straßenverkehr zugelassen, der nicht die sonst üblichen Vorschriften für Kraftfahrzeuge erfüllt. Der R2 von Nuro soll lokalen Händlern und Restaurants die Auslieferung auf der letzten Meile enorm erleichtern.

Der Nuro R2 verzaubert auch mit toll designten Flügeltüren. (Bild: Nuro)

Der Wagen verzichtet dabei komplett auf Platz für Fahrer oder Passagiere, weshalb sämtlicher Innenraum mit Waren beladen werden kann. Dabei ist das Fahrzeug kleiner sowie leichter als andere Autos und erreicht mit seinem Elektroantrieb eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 40 km/h. Vorsichtige Fahrgewohnheiten und eine speziell gestaltete Front sollen Fußgänger vor Schäden schützen.

Durch die nun erteilte Ausnahmegenehmigung kann Nuro einige Elemente ersetzen, die nur für menschliche Fahrer Sinn ergeben. So werden statt eines Rückspiegels 360-Grad-Kameras und andere Sensoren für die Umgebungserfassung verwendet, die Ränder der Fahrzeugkarrosserie stärker als üblich abgerundet und die Windschutzscheibe durch eine Energie absorbierende Platte ausgetauscht. Der Zulassung gingen dreijährige Diskussionen mit dem US-Verkehrsministerium voraus, in denen viele Bedenken ausgeräumt werden mussten.

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Der autonome Wagen soll den kompletten Tag mit nur einer Akkuladung durchhalten. (Bild: Nuro)

Im Unterschied zum Vorgänger R1, der unter anderem zusammen mit der Supermarktkette Kroger in Scottsdale, Arizona erfolgreich getestet wurde, baut Nuro den R2 nicht mehr individuell selbst zusammen. Die Fahrzeuge werden nunmehr gemeinsam mit dem Michiganer Komplettanbieter Roush entworfen und montiert. Gegenüber dem R1 verfügt der R2 trotz gleicher Breite über zwei Drittel mehr Stauraum, doppelte Akkugröße, optimierte Sensoren, eine besser gegen ungünstige Witterungsbedingungen abgeschirmte Karosserie und eine Temperaturkontrolle für die transportierten Lebensmittel.

Das Ausladen wurde so simpel wie möglich gestaltet. (Bild: Nuro)

Der reine Auslieferungsprozess ähnelt Packstationen. Der R2 fährt selbstständig bei den Kunden vor, die gegen Eingabe eines zuvor übermittelten Codes ihre bestellten Produkte direkt vor der Haustür vom Fußweg aus entnehmen. In den kommenden Wochen wird der R2 zusammen mit Partnern in Houston, Texas getestet – auch um reale Daten zu den Nutzerreaktionen zu sammeln. Eine Ausweitung auf weitere Städte ist bereits angedacht.

Auch durch die Vorarbeit von Nuro sind die US-Behörden derzeit dabei, die Beschränkungen für autonom agierende Lieferfahrzeuge allgemein weiter abzubauen, was allerdings sicherlich noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Kleine autonom agierende Zustellwagen könnten so aber schon in naher Zukunft das Straßenbild der USA prägen.