In einer koordinierten Aktion haben das Netzwerk für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz) und die Europäische Kommission Temu auf mehrere Praktiken hingewiesen, die gegen das EU-Verbraucherrecht verstoßen. Der Online-Marktplatz, der für seine günstigen Konsumgüter bekannt ist, muss nun seine Plattform anpassen und steht unter weiterer Beobachtung.
Eine Untersuchung des CPC-Netzes und der EU deckte eine Vielzahl an problematischen Praktiken auf, die Verbraucher in ihrer Kaufentscheidung unangemessen beeinflussen könnten. So würden Rabattaktionen auf Temu häufig nicht den realen Preisvorteil widerspiegeln, sondern so gestaltet, dass Kunden ein falsches Gefühl von Vergünstigungen bekommen. Zudem werde oft suggeriert, dass bestimmte Produkte nur kurz oder in geringer Menge verfügbar sind, wodurch künstlicher Kaufdruck entstehe.
Eine weitere kritisierte Besonderheit ist das sogenannte „Glücksrad“, mit dem Nutzer Zugang zur Plattform zu erhalten. Hier fehlten wesentliche Informationen zu den Bedingungen des Spiels und zu etwaigen Gewinnen. Darüber hinaus wurden irreführende Informationen zu Rücksendungen festgestellt. So sei unklar, wie die Rückerstattung abläuft und welche Rechte Kunden dabei haben.
Temu informiere Käufer außerdem nicht immer, dass ein Mindestbestellwert für den Kaufabschluss erforderlich ist. Ebenso wäre nicht ersichtlich, wie Temu die Authentizität der veröffentlichten Bewertungen sicherstellt. Die Plattform biete auch keine leicht zugänglichen Kontaktmöglichkeiten, was es den Verbrauchern erschwere, bei Fragen oder Beschwerden Unterstützung zu erhalten.
Temu hat nun einen Monat Zeit, auf die festgestellten Mängel zu reagieren und nachzuweisen, wie die Plattform diese Probleme beheben will. Sollte Temu die Bedenken der EU nicht ausräumen, könnten die nationalen Behörden Sanktionen verhängen. Die Untersuchung lässt nationale Verfahren, die derzeit in anderen EU-Staaten gegen Temu laufen, unberührt.
Die Maßnahmen gegen Temu basieren auf verschiedenen EU-Richtlinien, wie dem Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act) und der Verordnung über die allgemeine Produktsicherheit. Temu wurde im Mai 2024 als „sehr große Online-Plattform“ eingestuft und unterliegt somit strengen Vorgaben.