Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt weiter stark an. Experten gehen davon aus, dass diese Entwicklung das gesamte Jahr 2024 prägen wird. Auch in den kommenden Jahren bleibt die Situation angespannt.
Deutschland sieht sich einer anhaltenden Insolvenzwelle gegenüber. Laut dem weltweit führenden Kreditversicherer Allianz Trade wird die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024 voraussichtlich um 21 Prozent auf rund 21.500 Fälle ansteigen. Damit würde das Niveau etwa 15 Prozent über den Werten von 2019, also vor der Corona-Pandemie, liegen. Bereits 2023 hatte es einen Anstieg von 22 Prozent gegeben. Erst für 2025 wird eine leichte Verlangsamung auf 2 Prozent erwartet.
Besonders alarmierend ist die Zunahme von Großinsolvenzen. Im ersten Halbjahr 2024 wurden bereits 40 große Unternehmen zahlungsunfähig, was einem Anstieg von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Das ist der höchste Stand seit 2015. Die wirtschaftlichen Schäden dieser Entwicklungen sind erheblich: Der kumulierte Umsatz der insolventen Großunternehmen belief sich allein im ersten Halbjahr 2024 auf 11,6 Milliarden Euro. Dies übertrifft bereits jetzt den Gesamtschaden des gesamten Jahres 2023. Der durchschnittliche Umsatz pro insolventem Großunternehmen stieg um 85 Prozent auf 290 Millionen Euro, was die Belastung für die in Folge oft ebenfalls schnell in Zahlungsschwierigkeiten rutschenden Lieferanten und Partner verdeutlicht.
Besonders das Baugewerbe und der Einzelhandel sind betroffen. Die Modebranche steht dabei im Mittelpunkt: Acht der neun großen Insolvenzen im Einzelhandel waren Modehändler, die aufgrund des Strukturwandels und der aktuellen Konsumflaute stark unter Druck stehen. Zusätzlich erschweren weiterhin hohe Frachtkosten die Lage im Vorfeld des Weihnachtsgeschäfts.