Berge an Verpackungsmüll, der Versand bis vor die Haustür und die hohe Retourenquote sorgen dafür, dass der Internethandel oft als Umweltsünder wahrgenommen wird. Zumindest bezüglich der Klimabilanz scheint dies aber ein ungerechtfertigtes Vorurteil zu sein, wie eine neue Studie nahelegt.
In einer gemeinsamen Untersuchung analysierten die Strategieberatung Oliver Wyman und die Logistics Advisory Experts, ein Spin-off der Universität St. Gallen, den CO2-Ausstoss des Non-Food-Handels – und kamen zu einem recht überraschenden Ergebnis. Je nach Warengruppe schneidet der E-Commerce um den Faktor 1,5 bis 2,9 besser ab als der stationäre Handel. So werden beim Kauf eines Produkts im klassischen Retail durchschnittlich 2.000 Gramm Kohlendioxid freigesetzt, eine Online-Lieferung kommt dagegen lediglich auf 800 Gramm.
Einen ähnlichen Wert wie bei der Lieferung frei Haus nach einer Internetbestellung erreicht beispielsweise lediglich ein Buchkäufer, der zu Fuß den nächsten Laden aufsucht. Dabei zählen Bücher mit einem durchschnittlichen Faktor von 1,6 noch nicht einmal zu den wirklich problematischen Waren. Trotz der bekannt hohen Retourenquote ist der E-Commerce bei Modeprodukten um den Faktor 2,9 CO2-effizienter als das normale Geschäft.
Geschäfte mit energetischen Problemen
Neben der umweltbelastenden individuellen Anreise der Kunden zu den jeweiligen Läden sind es derzeit vor allem die hohen CO2-Emissionen der genutzten Gebäude, die die starken Diskrepanzen verursachen. Dies führt dazu, dass ausgerechnet Deutschlands stationäre Non-Food-Händler im europäischen Vergleich den größten ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Mit modernen Filialen, einer möglichst öffentlich geförderten energetischen Sanierung von Altbeständen und dem Einsatz erneuerbarer Energien ließe sich hier gegensteuern. Der gebündelte Lieferverkehr in der Paketauslieferung spart beim Onlinehandel das 4- bis 9-Fache an Individualverkehr ein, was sich ebenfalls positiv auf seine CO2-Bilanz niederschlägt.
Über die Studie
In der zwar von Amazon in Auftrag gegebenen, aber ausdrücklich unabhängig durchgeführten Studie wurden acht europäische Länder untersucht, darunter Deutschland, Frankreich und Großbritannien.