Die Highlights der Retail Expo in London

Die Retail Expo, vormals RBTE – Retail Business Technology Expo – ist eine der größten und wichtigsten Messen für den Einzelhandel in Europa. Wir waren vor Ort und besuchten Aussteller, Workshops und Vorträge.

Zum ersten Mal vereinte die RetailEXPO in diesem Jahr die drei Messen Retail Business Technology Expo (RBTE), Retail Design Expo (RDE) und Retail Design Signage Expo (RDSE). Neben einer Ausstellung bot sie den Besuchern am 1. und 2. Mai in London Seminare und Vorträge führender Experten, darunter unter anderem Andy Murray, Chief Customer Officer der britischen Supermarktkette Asda. Er zeichnete in seinem Vortrag Großbritannien als den am meisten umkämpften Einzelhandelsmarkt der Welt und verglich ihn mit den USA, wo zum Beispiel nur halb so viel von zu Hause aus eingekauft wird. Der hohe Innovationsgrad des britischen Handels sei eine Folge dieses Wettbewerbs.

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Die Apokalypse ist verschoben

Daneben steht die politische Unsicherheit angesichts des Brexit, die zusammen mit dem wachsenden Umsatzanteil der Onlineverkäufe dazu führt, dass immer mehr Einzelhändler Geschäfte schließen und niedrigere Mieten verhandeln. Gleichzeitig gestalten sie ihre Filialen neu, um die Erwartungen der Kunden zu erfüllen. All das, so Justin King, früher CEO der Supermarktkette Sainsbury’s, kulminiert aber nicht in der oft prophezeiten „Retailapocalypse“: „Der gesamte Einzelhandelsmarkt umfasst 360 Milliarden Pfund, von denen etwa 60 Milliarden Pfund online umgesetzt werden. Das bedeutet, dass 300 Milliarden Pfund immer noch aus den Filialen kommen, was fast genau das Gleiche ist wie vor zehn Jahren.“ Vielmehr sei dies alles Teil des schnellen Wandels, der immer im Einzelhandel stattfindet.

Neil Phillips vom Einzelhändler Marks & Spencer zeigte auf der Retail Expo, wie sein Unternehmen mit Services wie Click&Collect und Return to Store wieder Shopper in die Geschäfte bringt. Trotz der jüngsten Schließungen betreibt die Kette immer noch weit über 500 eigene Läden in Großbritannien. Zukünftig will Marks & Spencer 30 Prozent seines Geschäfts online abzuwickeln.

Andy Murray von Asda erklärte in diesem Zusammenhang auch, wie wichtig es ist, die Gründe für Unzufriedenheit („dissatisfiers“) aus den Geschäften zu entfernen. Dabei gehe es in erster Linie darum, den Kunden zufrieden zu stellen, indem sich der Handel auf problemloses anstatt reibungsloses Einkaufen konzentriert.

Die Frage der Lieferzeit

Auch in Großbritannien gilt Amazon als der große Herausforderer der althergebrachten Handelswelt. Jedoch zeigt sich immer öfter, dass die Macht des Onlineriesen überschätzt wird, zum Beispiel im Bereich der Lieferzeiten. Während Amazon immer größeren Wert auf immer schnellere Zustellungen legt – Stichworte hier sind Next Day Delivery, Same Day Delivery, One Hour Slots, die Lieferung per Roboter oder Drohne – machen die britischen Händler die Erfahrung, dass dies vom Kunden gar nicht so sehr gewünscht wird.

Der auf Haushaltsgeräte spezialisierte Versandhändler AO zum Beispiel berichtete auf der Retail Expo, dass seine Kunden kaum das Angebot der Next Day Delivery annehmen. Stattdessen ist die beliebteste Lieferkategorie die des Wunschtages. Allerdings liegt dies im Bereich der Haushaltsgeräte auch daran, dass die Kunden für den Empfang der Lieferung zu Hause sein müssen, was sich im Zuge einer Lieferung am nächsten Tag oft schwer einrichten lässt. Die Baumarktkette Mamas & Papas, die auch Produkte für junge Eltern wie Kinderwägen und Baby-Möbel anbietet, erklärte, dass viele ihrer Kunden mehrere Monate vorausplanen und dementsprechend bestellen – eine schnelle Lieferung sei hier überhaupt nicht gefragt.

Die Aussteller

Auf der Ausstellungsfläche präsentierten zahlreiche Unternehmen ihre Produkte und Lösungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Einzelhändlern abgestimmt sind. Zu sehen gab es unter anderem ein sprechendes Regal, Kamera-Technologien, neue Checkout-Terminal-Varianten, Self-Services-Kioske und mehr. Der Fokus der Aussteller lag dabei auf der Datenerhebung im stationären Handel, um die digitale besser mit der realen Welt zu verknüpfen, sowie der darauf folgenden Interaktion mit dem Kunden durch digitale Systeme.

Im Video zeigt Carsten Szameitat, Gründer von Retail Tour und Vorstandsvorsitzender der Location Based Marketing Association (LBMA) DACH, einige der Neuheiten genauer.

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