Der Aufstieg der Lieferroboter?

Auch wenn der E-Commerce aufgrund der Corona-Pandemie boomt, leidet er doch an einem Engpass: Die Logistik ist auf den enorm gestiegenen Bedarf sowieso schon kaum vorbereitet – und menschliche Boten können neben Paketen eventuell auch das Virus mit „ausliefern“. Deshalb scheint nun die Stunde der Lieferroboter gekommen, da die Krise die sonst gewohnten Bedenken eher nebensächlich erscheinen lässt.

(Bild: Starship Technologies)

So stellt Starship Technologies seinen Roboter-Lebensmittellieferservice nun auch zehntausenden Einwohnern in Fairfax City, Virginia zur Verfügung. Über eine zugehörige App können diese bei Restaurants in der Umgebung bestellen und sich die Speisen dann kontaktlos liefern lassen. Die kleinen Roboter von Starship Technologies sind dabei in Fairfax nicht ganz neu, da der Service bereits seit Januar 2019 von den Studenten der dortigen George Mason University genutzt werden durfte. Wie man auf aktuellen Bildern sieht, fahren die Roboter aber nun ganz problemlos über normale Bürgersteige – für eine entsprechende Erlaubnis hatte Starship Technologies zuvor Ewigkeiten gekämpft.

Auf einer interaktiven Karte können Nutzer genau beobachten, welche Route „ihr“ Roboter einschlägt. Nachdem sie über seine Ankunft noch einmal speziell informiert wurden, müssen sie ihn dann noch lediglich via App freischalten, um das Essen entnehmen zu können. Laut Starship Technologies soll eine Lieferung durch die Roboter, die ca. 9 Kilogramm transportieren können, im Allgemeinen nur wenige Minuten dauern.

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„Die Nachfrage nach kontaktloser Lieferung ist jetzt enorm, und unsere Roboter sind eine ideale Möglichkeit für die Einwohner, das Gewünschte an ihre Tür geliefert zu bekommen und gleichzeitig die örtlichen Unternehmen zu unterstützen“, sagt Ryan Tuohy, SVP Business Development bei Starship Technologies, dessen Firma offiziell von der Fairfaxer Stadtverwaltung um Hilfe gebeten wurde. Starship Technologies ist nicht nur in Fairfax aktiv, sondern hat vor kurzem auch den Dienst in Washington, DC, Tempe, AZ, Mountain View, CA und Irvine, CA aufgenommen. In Großbritannien wurde der Servicebereich rund um Milton Keynes erst Mitte März auf das Stadtzentrum ausgeweitet.

Fahrer-Sorgen

Der auf Lebensmittel- und Essenslieferung spezialisierte Konkurrent Nuro kämpft derweil ein wenig damit, dass sein wirklich fahrerloses R2-Modell noch in der Prototypenphase feststeckt. Im Allgemeinen nutzt das Unternehmen umgerüstete Toyota Priuses, bei denen zur Sicherheit mindestens ein menschlicher Fahrer mit an Bord sein muss. Aufgrund aktueller Regeln in Kalifornien, die nicht-essentiellen Transport untersagen, wurden die dortigen Tests vorerst eingestellt. In Arizona und Texas wird dagegen normal weiter geliefert.

Ganz weg von der Straße ist man in Kalifornien allerdings dennoch nicht: Zwei R2-Roboter versorgen die Ärzte und Pfleger in den neu errichteten Feldhospitalen im Event Center in San Mateo und der Sleep Train Arena mit allem Notwendigen. Auf die übliche PIN-Eingabe via Touchscreen wird dabei verzichtet. Stattdessen öffnet ein Nuro-Mitarbeiter die Türen des Fahrzeugs mittels Fernsteuerung, nachdem der Empfänger ihm via Kamera ein Handzeichen gegeben hat.

Kolumbien

Sicherlich ist Kolumbien nicht das erste Land, das man mit Lieferungen per Roboter in Verbindung bringen würde. Dennoch gibt es nun auch dort eine entsprechende Initiative, für die sich das Logistik-Start-Up Rappi mit Kiwi Campus zusammenschloss – einer Firma, die zwar in Kolumbien beheimatet ist, aber bislang primär an US-Campussen aktiv war. In der El Poblado-Gemeinde der Metropolregion Medellín fahren derzeit 15 Roboter im Testbetrieb, die laut Rappi bislang durchschnittlich 120 Bestellungen täglich bearbeiten. Nach dem Ende der Probephase am 8. Juli will Rappi entscheiden, ob die Roboter auch in weiteren Landesteilen zum Einsatz kommen.

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