US-Handel fällt vom Fleisch

Bislang avancierte eigentlich eher Toilettenpapier zum Symbol von Lieferengpässen in der Corona-Pandemie – doch in den USA eignet sich eventuell auch ein saftiges Steak. Einige der großen Ketten haben die Abgabemengen für Fleisch bereits limitiert, um ihre Vorräte zu sichern. Die Anbieter von vegetarischen Ersatzprodukten erhalten damit eine große Chance, sich weitere Marktanteile zu sichern.

Die Fleischknappheit hat dabei einen guten Grund: In vielen der wichtigsten Verarbeitungsanlagen des Landes wurden Covid-19-Fälle verzeichnet, weshalb diese geschlossen wurden. Und auch wenn US-Präsident Donald Trump die Wiedereröffnung der Fabriken als „essentielle Unternehmen“ angeordnet hat, arbeiten diese längst nicht mit voller Kapazität. Erkrankte Angestellte, erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und Mitarbeiter, die aufgrund der Situation verständlicherweise lieber erst einmal Urlaub nehmen, senken die Leistungsfähigkeit immens. Laut Fleischproduzent Tyson Foods können landesweit beispielsweise nur halb so viele Schweine geschlachtet werden wie vor Beginn der Krise.

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Langfristige Folgen

Dies hat nach einer Analyse der Knowledge Exchange-Abteilung der CoBank weitreichende Auswirkungen: Bis zum Memorial Day (25. Mai) könnten die Fleischlieferungen für den Lebensmitteleinzelhandel um fast 30 Prozent schrumpfen. Die Folge wären Preiserhöhungen um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und da die Margen für Rinder- und Schweinezüchter auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen sind, müssten viele Landwirte ihre Herden in der aktuellen Lage vermutlich keulen, was die Versorgung bis in den Herbst hinein gefährde. Alleine im zweiten Quartal könnten Schweinezüchter gezwungen sein, bis zu sieben Millionen Schweine einzuschläfern.

Limitierte Einkäufe

Der Handel reagiert bereits: Bei der Supermarktkette Kroger dürfen Kunden nur noch jeweils zwei Produkte mit Hühner-, Schweine- oder Rindfleisch mitnehmen. Costco, bei dem normalerweise der Großeinkauf im Fokus steht, limitiert die Mitnahmemöglichkeiten für Fleisch auf drei Produkte. Zumindest für Schwein und Rind begrenzen Walmart, Sam’s Club und regionale Anbieter ebenfalls die Abnahmemengen. Die Fastfood-Kette Wendy’s hat es bereits härter getroffen: In rund jeder fünften Filiale sind zum Entsetzen der Kunden keine Rindfleischburger mehr erhältlich.

Boomende Ersatzprodukte

Derweil wächst der wohl bekannteste Konkurrent der klassischen Fleischindustrie unerwartet kräftig weiter. Im Jahresvergleich legte der Umsatz von Beyond Meat um 141 Prozent auf 97,1 Millionen Dollar zu, zudem wurde ein Gewinn von 1,8 Millionen Dollar verzeichnet. Kroger bietet an 1.700 Standorten derweil erstmals die pflanzliche Burgeralternative von Impossible Foods sowie weitere Produkte des Unternehmens an, wodurch sich die Zahl der Verkaufsstellen in den USA auf etwa 4.400 erhöht. Laut Marktforschern soll sich der Absatz von „Pflanzen-Fleisch“ im Handel im April um 200 Prozent gesteigert haben, reguläre Fleischprodukte kamen trotz geschlossener Betriebe und Restaurants nur auf 30 Prozent Zuwachs.

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