Über 60-Jährige sind zwar besonders durch das Sars-Cov-2-Virus gefährdet – dennoch müssen oder wollen sie immer noch einkaufen gehen. In vielen anderen Ländern gibt es im Lebensmitteleinzelhandel deshalb nun Initiativen, um sie besser vor Ansteckung zu schützen.
Dabei wird sich derzeit vor allem auf spezielle Ladenöffnungszeiten konzentriert, zu denen nur Senioren und andere nachweisliche Risikokandidaten das jeweilige Geschäft betreten dürfen. Die Iren und Nordiren gehören dabei mit zu den Vorreitern: Lidl Irland reserviert die Zeit von 9 bis 11 Uhr morgens in allen Filialen für ältere Menschen – und appelliert an die restliche Bevölkerung, Einkaufstrips entsprechend anders zu planen. Denn man könne keine aktive Überwachung garantieren, da die Ladenteams möglicherweise an den Kassen und beim Auffüllen der Regale benötigt würden. Beim Rivalen Tesco Irland profitieren vor allem Frühaufsteher. Montags, mittwochs und freitags dürfen bis neun Uhr morgens lediglich über 65-Jährige sowie pflegende Angehörige vorbeischauen. Und auch bei Iceland Foods werden jüngere Kunden wohl zumindest schief angeschaut, wenn sie vor neun Uhr in den Filialen auftauchen.
US-Supermarktketten reagieren großflächig
Inzwischen haben Geschäfte in anderen Ländern nachgezogen. Walmart will in allen USA-Filialen ab dem 24. März bis zum 28. April jeden Dienstag ein einstündiges Shopping-Event für alle ab 60-Jährigen veranstalten. Dieses beginnt dabei eine Stunde vor den regulären Öffnungszeiten. Die Handelskette Alberston reserviert in seinen über 2.200 Läden nun zwei Stunden am Dienstag und Donnerstag für Rentnern, Schwangere und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Auch bei dem zu Amazon Whole Food, das für seinen Umgang mit den Mitarbeitern angesichts der Krise scharfe Kritik einstecken musste, öffnet nun eine Stunde früher für Senioren, Target nutzt dafür dagegen die erste Stunde seiner regulären Öffnungszeiten. Jersey City hat eine entsprechende Initiative sogar in der ganzen Region umgesetzt: Alle Lebensmittelgeschäfte mit drei oder mehr Kassen stehen von 9 bis 11 Uhr morgens speziell den Älteren, Schwangeren sowie weiteren stark Gefährdeten zur Verfügung.
Edeka-Markt mit ähnlichem Plan
In Deutschland hatten die großen Handelsketten zumindest zum Zeitpunkt einer entsprechenden dpa-Umfrage noch keine Sonderöffnungszeiten für spezielle Zielgruppen geplant. Zumindest eine Edeka-Filiale in Hamburg sieht das anders: Das Geschäft in der Großen Bergstraße möchte zumindest diesen Sonntag (22. März 2020) den Laden von 12 bis 14 Uhr ausschließlich für ältere Kunden aufschließen. Die Resonanz auf die Facebook-Ankündigung war dabei so überwältigend, dass Edeka Heitmann extra noch einmal darauf hinweisen musste, dass es sich um direkte Nachbarschaftshilfe handeln soll. Eine Anreise aus weiterer Entfernung würde die dahinterstehende Idee der geringeren Ansteckungsgefahr komplett ad absurdum führen.