Studie: Wie es um den stationären Einzelhandel in Europa steht

Die Umsätze im europäischen Einzelhandel entwickeln sich größtenteils weiter positiv, so eine aktuelle Studie der GfK. Allerdings gibt es große Unterschiede: Während in Rumänien die Zuwachsrate bei sieben Prozent liegt, erreicht sie in Deutschland nur ein Prozent.

Die GfK erwartet im Jahr 2019 für den stationären Einzelhandel ein nominales Umsatzwachstum von zwei Prozent in den 27 EU-Staaten (ohne UK). Die höchsten Zuwachsraten werden für Rumänien (+7 Prozent) und Litauen (+5,9 Prozent) prognostiziert. Aber auch in Spanien (+2,4 Prozent) und Frankreich (+2,8 Prozent) sollte eine positive Entwicklung zu beobachten sein. In Deutschland liegt die Zuwachsrate bei einem Prozent, in Österreich sind es 1,4 Prozent. Einen deutlichen Rückgang hingegen erleben die Schweiz (-3,9 Prozent) und Schweden (-3,2 Prozent). Richtig dramatisch sieht es aber für die türkische Wirtschaft aus, hier bricht der stationäre Einzelhandel um 14,7 Prozent ein.

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Die Mehrzahl der europäischen Verbraucher befindet sich aktuell in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite drohen Brexit, Handelskonflikte und schwächere Wachstumsperspektiven in wichtigen Exportmärkten wie China, auf der anderen Seite bleibt der Arbeitsmarkt robust, die Löhne steigen und die Preise für Rohöl sind moderat. Vor diesem Hintergrund hat der Bereich Geomarketing von GfK verschiedene Schlüsselindikatoren des europäischen Einzelhandels untersucht und in der Studie „Einzelhandel Europa“ zusammengefasst.

Studienleiter Dr. Johannes Schamel erklärt: „Für die EU-27-Staaten erwartet GfK für 2019 ein nominales Umsatzwachstum im stationären Einzelhandel von zwei Prozent. Ein Wert, der nur leicht über der Inflationsrate liegt und in etwa dem Wachstumstempo des vergangenen Jahres entspricht.“

Kaufkraft und Inflation

Im Jahr 2018 standen jedem Bürger der EU-27-Staaten im Schnitt 16.878 Euro an Kaufkraft zur Verfügung. Das entspricht einem nominalen Zuwachs von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die zehn EU-Staaten mit den höchsten Pro-Kopf-Gewinnen an Kaufkraft im vergangenen Jahr waren allesamt Staaten, die erst mit oder nach der Osterweiterung in die EU aufgenommen wurden und über eine unterdurchschnittliche Kaufkraft verfügen.

Bereits Ende 2018 deuteten sinkende Energiepreise darauf hin, dass das Preissteigerungsniveau in der EU abflacht. Neben den weiterhin drohenden Handelskonflikten mit den USA trübt zudem die zu Jahresbeginn 2019 schwächelnde europäische Konjunktur die Stimmung unter den Ökonomen. Dementsprechend fällt die Prognose der Teuerungsrate für die Europäische Union mit 1,6 Prozent im Jahr 2019 etwas verhalten aus.

Ein Blick auf die Fläche

Zwar erzielte die Summe aller betrachteten Länder auch 2018 ein Verkaufsflächenplus, jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau als in den Vorjahren. So hielt sich das EU-weite Einwohner- und Verkaufsflächenwachstum 2018 die Waage. Die Pro-Kopf-Verkaufsfläche verharrte beim Vorjahreswert von 1,13 Quadratmeter. Zu den Top 3 bei der Pro-Kopf-Ausstattung zählen die Beneluxstaaten Belgien (1,66 m²) und Niederlande (1,60 m²) sowie Österreich (1,62 m²). In Deutschland stehen 1,45 Quadratmeter pro Einwohner bereit.

Europaweit gab es mit Blick auf die Flächenproduktivität im Vergleich zum Vorjahr keine Veränderung im Spitzentrio. Luxemburg bleibt unangefochtener Spitzenreiter (ca. 7.250 €/m²) und konnte seine Flächenleistung 2018 sogar noch leicht steigern (+1,40 Prozent). Auf den Plätzen zwei und drei folgen Norwegen (ca. 6.430 €/m²) und die Schweiz (ca. 6.220 €/m²). Hier hat Deutschland noch deutlichen Nachholbedarf: Mit ca. 3.500 €/m² liegt die Bundesrepublik inzwischen unter anderem hinter der Tschechischen Republik, Österreich und Spanien.

Der Omnichannel-Handel wächst

In Westeuropa verzeichnen die Onlineshops der traditionellen stationären Einzelhändler im Bereich der technischen Konsumgüter (TCG) ein Umsatzwachstum von +24 Prozent – ein sechsfach so starkes Wachstum im Vergleich zu reinen Onlinehändlern (+4 Prozent), wie Daten aus dem GfK Point of Sale Tracking zeigen. Die Multichannel-Unternehmen erreichen inzwischen nur mit ihrem digitalen Kanal einen Anteil von 49 Prozent an den gesamten Online-Umsätzen in diesem Segment. In Zentral- und Osteuropa behaupten sich die reinen Onlinehändler mit einem Marktanteil von 62 Prozent noch besser gegenüber den Online-Umsätzen der Multichannel-Unternehmen (38 Prozent), doch auch hier verzeichneten letztere 2018 die höheren Wachstumsraten (+17 Prozent zu +27 Prozent).

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