Shanghai-Lockdown – Einflüsse auf die globale Lieferkette

Seit vier Wochen befindet sich die 26-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai im Lockdown. Zunehmend wird die Frage gestellt, ob Chinas „Zero-Covid“-Strategie zu weiteren Störungen der globalen Lieferkette führt. Darüber hinaus mehren sich die Zeichen, dass auch in der südlichen Produktionsdrehscheibe Guangzhou ein umfassenderer Lockdown bevorstehen könnte. Die Lieferkettenexperten von project44 haben sich die bisherigen Auswirkungen einmal genauer angeschaut.

Dabei weisen sie darauf hin, dass sich der Shanghaier Lockdown auch auf die Fahrpläne des südchinesischen Seeverkehrs auswirkt, da sich die Ankunft von Schiffen in Hongkong und Yantian aufgrund unregelmäßiger Last- und Zubringerschiffe verzögert. Zudem litten diese beiden Häfen seit Monaten unter den anhaltenden Covid-Beschränkungen, die sich negativ auf die Produktion und den Handel auswirken.

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Lieferverzögerungen

Im März nahmen die Verspätungen bei der Verschiffung in Richtung Europa im Vergleich zu den diesjährigen Vormonaten zu. So verzeichnete der Hafen Yantian im März eine durchschnittliche Verspätung von 15,7 Tagen auf dem Weg zum Hamburger Hafen. Dies ist ein Anstieg von 138 Prozent im Vergleich zum Januar, als die Verspätung auf der gleichen Strecke bei 6,6 Tagen lag.

Auch die durchschnittliche Verspätung der Lieferungen von China nach Rotterdam nimmt von Monat zu Monat zu und erreichte auf der Strecke von Yantian nach Rotterdam im März einen Höchstwert von 11,1 Tagen. Die Strecke von Tianjin nach Rotterdam verzeichnete im Monatsvergleich von Februar bis März den größten Anstieg von Verspätungen.

Shanghai-Lockdown

Bisher wurden keine nennenswerten Schiffstauungen im Hafen von Shanghai festgestellt. Alle Schiffe, die auf einen Anlegeplatz warten, werden innerhalb eines Radius von 50 Seemeilen vor dem Hafen registriert. Seit Beginn des Lockdowns am 28. März ließ sich bei der Zahl der Schiffe, die auf einen Anlegeplatz warten, kein signifikanter Trend verzeichnen. In den letzten Wochen waren dies meist unter zehn Schiffe. In der Zwischenzeit ist die Zahl der Schiffe, die in Shanghai anlegen, von täglich rund 30 um etwa die Hälfte auf nur noch 14 Schiffe am 17. April gesunken. Dies deutet darauf hin, dass weniger Schiffe versuchen, Shanghai anzulaufen, da der zugelassene LKW-Verkehr in Hafenanlagen reduziert wurde.

Die Verweildauer von Importcontainern ist seit Beginn des Lockdowns stetig gestiegen. Angesichts des eingeschränkten Lieferverkehrs in und aus dem Hafen infolge der Covid-Testbeschränkungen, müssen die in Shanghai eingetroffenen Container über eine Woche auf die Abholung und den Weitertransport ins Landesinnere warten. Die Liegezeiten von Importcontainern haben sich von 4,6 Tagen am 28. März auf 12,1 Tage am 18. April verlängert – das entspricht einem Anstieg von 163 Prozent.

Exportcontainer mit kürzeren Liegezeiten

Unterdessen haben sich die Liegezeiten der Exportcontainer in Shanghai seit Beginn des Lockdowns leicht verbessert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass weniger Container in den Hafen gelangen und gleichzeitig genügend Schiffskapazität verfügbar ist, um diese Anzahl der Exportcontainer abzufertigen.

Das möglicherweise nahende Ende des Lockdowns in Shanghai könnte jedoch eine Art „Peitscheneffekt“ auslösen. Viele Hersteller wollen dann voraussichtlich ihren Rückstau an Aufträgen abbauen und ihren Auftragsbestand schnell füllen. Je nachdem, wie schnell die Arbeiter zu den Produktionsstätten zurückkehren können, wird es eventuell zu einem Anstieg der Exporte kommen, den Importeure und einige Häfen in den kommenden Monaten möglicherweise nicht bewältigen können.

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