Warum immer mehr Händler auf Künstliche Intelligenz setzen

Im Jahr 2018 hat keine Branche so viel Geld in die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) investiert wie der Handel. IDC zufolge gab die Branche global 3,4 Milliarden US-Dollar aus. Doch für was genau nutzt der Handel KI?

Der Zweck dieser Investitionen ist die möglichst präzise Vorhersage des Kundenverhaltens. Denn im Vergleich zum E-Commerce hat der stationäre Handel hier nach wie vor eine Wissenslücke, da im Onlineshop jede Bewegung des Kunden registriert und analysiert wird. Der Shop-Betreiber weiß, wie lange Verbraucher sich bestimmte Waren angesehen haben, woran sie dabei besonders interessiert waren, ob sie etwas in den Warenkorb legten und später wieder entfernten sowie vieles mehr. Dieses Wissen nutzt er, um präzise Kaufanreize zu setzen und so seinen Umsatz zu steigern. Eine stationäre Filiale hingegen war bisher eine Black Box für den Händler, in die er kaum Einblicke hatte. Neue Technologien ändern dies und ermöglichen, Strategien aus dem Onlinehandel erfolgreich offline zu nutzen. Künstliche Intelligenz spielt hier eine Schlüsselrolle.

Der Unterschied zu den bisherigen Methoden ist groß: Während beispielsweise traditionelle Verkaufsdatenbanksysteme einzelne Produktkäufe verfolgen, stellt die KI Kaufdatensätze in Mustern und Trends mit bisher nicht erreichter Geschwindigkeit und Genauigkeit dar. Machine Learning-Systeme können dann die gesammelten Daten miteinander in Verbindung setzen, um bestimmte Gewohnheiten zu identifizieren, z.B., ob ein Käufer rotes Fleisch vermeidet und wöchentlich Bio-Produkte erwirbt.

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Konkrete Auswirkungen in den Filialen

Wie der Einsatz von KI konkret in den Filialen aussieht, zeigen derzeit einige US-Händler. Die Drogeriekette Walgreens zum Beispiel testet ein Netzwerk von intelligenten Displays, die in den Türen der Kühleinheiten eingebaut sind. Die Displays nutzen Kameras und weitere Sensoren, um den Kunden vor sich zu erkennen und ihnen so personalisierte Inhalte zu zeigen. Dabei wird der Kunde natürlich nicht persönlich identifiziert, sondern auf Basis von Alter und Geschlecht einer Zielgruppe zugeordnet. Weitere Faktoren wie das aktuelle Wetter bestimmen dann zusätzlich die Werbeinhalte, die er zu sehen bekommt.

Eine andere Möglichkeit, KI zu nutzen, hat Ralph Lauren für sich entdeckt. Intelligente Spiegel in den Umkleidekabinen des Flagship Stores in Manhattan erkennen die Produkte, mit denen der Kunde die Kabine betritt und zeigen diese auf einem Bildschirm an. Anschließend macht das System Vorschläge zu weiteren Größen, Farben oder dazu passenden Produkten. Darüber hinaus passt es die Beleuchtung für jeden Kunden individuell an und bietet eine einfache Möglichkeit, Verkaufspersonal zu rufen.

Die Supermarktkette Kroger wiederum versucht gemeinsam mit Microsoft, das Shopping-Erlebnis bis ins kleinste Detail zu personalisieren. Hierfür testen die Partner im Moment ein System, dass die Produkte, die der Kunde auf seiner Einkaufsliste stehen hat, in den Regalen mit einem Symbol seiner Wahl für ihn hervorgehoben werden. Dazu muss der Kunde natürlich die Shopping-App von Krogers nutzen, was das Unternehmen mit weiteren Daten über ihn versorgt. Der Test findet übrigens nicht in kleinem Rahmen statt: Das System ist in 92 Filialen aktiv.

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