Mobile Payment: Warum China anderen Nationen voraus ist
Mobile Payment krankt im Westen an einem „Henne-Ei-Problem“: Interessieren sich die Kunden nicht für das mobile Bezahlen, investieren die Händler nicht; und investieren die Händler nicht, sehen die Kunden keinen Nutzen in den neuen Möglichkeiten. Die einzige nennenswerte Ausnahme von dieser Regel im Westen sind die USA. Dort wurden laut Statista im Mai 2017 mobile Transaktionen im Wert von etwa 100 Milliarden Euro durchgeführt. Aber nirgendwo auf der Welt ist Mobile Payment weiter verbreitet als in China: Dort wurden im selben Zeitraum mehr als 150 Milliarden Euro über die Smartphones bewegt.
Woher kommt nun der Vorsprung im Reich der Mitte? Markus Eichinger, Executive Vice President Global Product Strategy bei Wirecard, sieht mehrere Gründe: „Zuerst muss man bedenken, dass die Chinesen die ‚Mobile First‘- Philosophie verinnerlicht haben. Die meisten besitzen keinen Desktop-Computer, sie haben direkt den Schritt zum Smartphone gemacht.“ Und das nutzen sie für alle möglichen Aktivitäten, vom Onlineshopping über die Einlösung von Gutscheinen bis hin zur Bezahlung von Taxis oder der Stromrechnung. „Der zweite wichtige Punkt“, führt Eichinger aus, „ist, dass sie für all das nur eine einzige Payment-App benötigen: Alipay oder WeChat Pay.“ Zudem wird das Bankwesen in China stark von der Regierung reguliert. So ist es weder einfach noch bequem, eine Kreditkarte zu beantragen, die international funktioniert.
Service wie zu Hause
Alipay kommt auf 520 Millionen Nutzer weltweit, WeChat Pay verzeichnet über 600 Millionen aktive Nutzer. Mit beiden arbeitet Wirecard zusammen, um es europäischen Einzelhändlern zu ermöglichen, ihren Kunden aus Fernost einen „Service wie zu Hause“ zu bieten. Beispielsweise für Flughäfen ist dies interessant, weswegen als eines der ersten Unternehmen in Deutschland Eurotrade sowohl Alipay als auch WeChat Pay implementierte.
„Chinesische Gäste planen ihren Aufenthalt in Europa inklusive Shopping-Listen weit im Voraus – aus diesem Grund ist es uns wichtig, auch die Marketing-Plattformen zu nutzen, die uns die Mobile Payment-Apps bieten“, erklärt dazu Sven Zahn, Geschäftsführer Eurotrade Flughafen München Handels-GmbH. Das Tochterunternehmen der Flughafen München GmbH betreibt etwa 70 Shops, deren Markenportfolio sich immer stärker an den Bedürfnissen der chinesischen Kunden ausrichtet. Aber auch in anderen Branchen werden die chinesischen Payment-Apps bereits akzeptiert – Wirecard integrierte diese unter anderem bei Swarovski Kristallwelten, WMF, The Body Shop oder Rossmann.
Chinesische Touristen früh erreichen
Alipay und WeChat Pay bieten noch mehr Vorteile als die mobile Bezahlung. Denn Chinesen informieren sich schon vor einer Reise genau über ihre Zielorte, inklusive Shopping-Tipps von Freunden und Verwandten. Durch die Präsenz in diesen Apps können europäische Händler ihre chinesische Zielgruppe also schon früh erreichen. Die Eurotrade nutzt diese Marketing-Möglichkeiten zur Kundenansprache: Mit Push-Nachrichten, Rabatten, Maskottchen und mehr.
Tiefere Einblicke in die Materie bietet Anna Kostense, Senior Key Account Manager, Global Sales Consumer Goods/Retail bei Wirecard AG auf der LOCA Conference am 12. und 13. April in München. Dort spricht sie über "Cashless Reality in China - was das für europäische Händler bedeutet". Jetzt noch anmelden.
Maximilian Feigl