Bestandsgenauigkeit als Schlüssel zur Omni-Channel-Strategie

Nur wer genau weiß, welche Ware er wo hat, kann sie auch zum Versenden aus der bzw. zum Abholen in der Filiale anbieten. Technologie der Wahl hierfür ist RFID. Nedap gewährt einen Blick hinter die Kulissen der Händler.

Das exakte Wissen über den Warenbestand in Lagern und Filialen hat enorm an Bedeutung gewonnen. Wurden in der Vergangenheit Inventuren nicht selten nur aufgrund gesetzlicher Mindestanforderungen gemacht, müssen die Daten heute in Echtzeit vorliegen. Der Grund für den Wandel: Omni-Channel-Handel. Denn nur wer genau weiß, welche Ware er wo hat, kann sie auch zum Versenden aus („ship-from-store“) oder zum Abholen in der Filiale („click-and-collect“) anbieten. 

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„In Zeiten des Omni-Channel-Handels ist Warenverfügbarkeit das Wichtigste“, erklärt Jon Wright von River Island. Das angesagte Fast Fashion-Label aus Großbritannien betreibt Stores in Europa, Asien und dem Nahen Osten und vernetzt diese mit seinen internationalen Webshops. Die Produktpalette umfasst Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Schuhe und Accessoires. „Als Händler kann man die richtigen Produkte haben und die richtige Location. Man kann Kunden haben, die stöbern und einkaufen wollen. Die Probleme beginnen immer da, wo sie ein bestimmtes Produkt kaufen wollen – und man es nicht vorrätig hat.“ Daher sei eine hohe Bestandsgenauigkeit von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Mit RFID Bestände im Griff

Vor der Einführung einer RFID-Lösung lag die Bestandsgenauigkeit bei River Island im üblichen Branchendurchschnitt von 65 bis 70 Prozent. Gründe dafür gibt es viele: Waren können gestohlen werden, es sind administrative Fehler möglich oder Lieferungen sind nicht korrekt. Diese Veränderungen aber nur mit einer jährlichen Inventur zu erfassen, ist schlicht zu spät. Mit RFID, erklärt Wright, sei man jetzt bei einer durchschnittlichen Genauigkeit von 97 Prozent angekommen.

„Aufgrund dieser Genauigkeit ist RFID der Omni-Channel-Enabler“, führt Wright aus. „Die Erwartungen der Verbraucher steigen stetig: Heute muss ein gewünschtes Produkt sofort verfügbar sein. Findet der Kunde zum Beispiel ein Produkt in einer mobilen App, will er die Möglichkeit haben, es direkt in einem lokalen Geschäft abzuholen oder sich nach Hause schicken zu lassen. Dazu müssen wir aber in der Lage sein, dem Kunden zu sagen, dass es vor Ort verfügbar ist und er sich tatsächlich darauf freuen kann.“ Das ist kundenorientierter Service: bequem, einfach und zuverlässig.

Gute Nachrichten für Händler

In den vergangenen zwei Jahren haben sich Suchanfragen bei Google nach Geschäften in der Nähe verdreifacht. Dies gab der Konzern im Mai bekannt, mit dem Hinweis, dass inzwischen jeder dritte Käufer erwartet, den gesuchten Artikel noch am selben Tag zu erhalten. Für stationäre Händler sind dies gute Nachrichten, schließlich hieß es lange Zeit, der Onlinehandel nehme ihnen die Kunden weg. Auch andere Studien zeigen, dass sich die Ladenbetreiber nicht abschreiben lassen müssen. Shopping macht Spaß und Stores bleiben eine wichtige Komponente für soziale Interaktion, Produkterlebnis und Inspiration. Der „Gen Z Report“ von Criteo etwa beschreibt, dass die Generation der von 1995 bis 2010 Geborenen nicht nur viel Online unterwegs ist (11 Stunden pro Woche ohne Arbeit und Mails), sondern insbesondere auch den Ladenbesuch zu schätzen weiß. In der Untersuchung gaben 80 Prozent an, gerne im stationären Handel einzukaufen, wenn es ihre Zeit zulässt. Dabei drehen sie mit Webrooming den Spieß des Showrooming wieder um. 34 Prozent sagten, dass sie sich Produkte zuerst gerne online ansehen, bevor sie sie anschließend im Laden kaufen. Im Laden betrachtete Ware kaufen dagegen nur 23 Prozent später online.

Folglich beschäftigen sich die Händler damit, ihre Strategien in Richtung eines nahtlosen, kanalübergreifenden Einkaufserlebnisses weiterzuentwickeln. Dabei stellen sie ihre Läden in den Mittelpunkt. „Die Vernetzung der unterschiedlichen Verkaufskanäle eröffnet Retailern ganz neue Möglichkeiten“, erklärt Tom Vieweger, Business Developer bei dem Technologieanbieter Nedap. Das Unternehmen stattet unter anderem Händler mit RFID-Lösungen für ihre stationären Flächen aus. Neben River Island nutzen weltweit bereits über 2.000 Stores die cloudbasierten RFIDServices von Nedap. „Statt in einer Krise befindet sich der Einzelhandel viel mehr in einer Transformation: Laut HDE hat der E-Commerce 2017 zehn Prozent des Umsatzes des deutschen Einzelhandels erwirtschaftet. Diese Tendenz verfestigt sich – ibi research geht für 2025 von einem Anteil von etwa 15,5 Prozent aus – und bietet den Läden damit auch die Chance, online besser sichtbar zu werden und beispielsweise über Online-Marktplätze zusätzliche Abverkaufspotentiale zu erschließen.“

„Geschäfte wandeln sich immer mehr vom reinen Transaktionsort zum Point-of-Experience. Der Kunde wird verstärkt auf emotionaler Basis angesprochen, er kann Produkte im Laden in allen ihren Facetten erleben und ausprobieren. Gleichzeitig können die Stores ihre Sortimente im Internet darstellen und machen sich damit einem großen Kundenkreis bekannt. Wenn dann die Kunden in den Store kommen, bietet sich die Möglichkeit zu Up- und Cross-Sellings vor Ort und auch zur Stärkung der Kundenbindung.“ Loyalty sowie eine maßgeschneiderte und individuelle Kundenansprache werden eine immer größere Rolle im stationären Handel erfahren, so Vieweger.

Omni-Channel-Services umsetzen

Mit RFID lassen sich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. So ermöglicht die Technologie den Traum der Umsetzung des „endlosen Regals“, denn mit ihr kann ein großer Artikelpool, der sich über mehrere Filialen erstreckt, verwaltet werden. Hat eine Filiale etwas nicht auf Lager, muss der Kunde also nicht enttäuscht von dannen ziehen – dank verlässlicher Verfügbarkeitsinformationen kann der gewünschte Artikel einfach und zuverlässig aus einer anderen Filiale, dem Zentrallager oder sogar aus den Beständen des Webshops besorgt werden. Ein erfreulicher Ausblick also für die Shopper der Zukunft – und natürlich für die Händler.

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