Ein Blick auf die Entwicklung der Fachmarktzentren

Der stationäre Einzelhandel ist sehr lebendig, befindet sich aber aufgrund des Wachstums im E-Commerce im Umschwung. Zu diesem Ergebnis kommt der „European Retail Parks: What’s next“-Report, der die Entwicklung der Fachmarktzentren untersucht.

Laut dem Report, den der Immobiliendienstleister Cushman & Wakefield herausgab, wurden im vergangenen Jahr 995.000 Quadratmeter an neuen Flächen in Fachmarktzentren in Europa fertiggestellt – 15 Prozent weniger als 2017. Zukünftig ist von einer stabilen Projektentwicklungstätigkeit auszugehen. In den Jahren 2019 und 2020 sollen 1,4 Millionen Quadratmeter an neuen Flächen in Fachmarktzentren eröffnet werden. Durch eine schnelle und einfache Bauweise sowie eine wachsende Anzahl von Projekten mit weniger als 5.000 Quadratmetern dürfte die Zahl der Eröffnungen weiter steigen.

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Westeuropa

Mit zunehmender Marktreife der Fachmarktzentren verlaufen die Entwicklungen in Europa unterschiedlich. In Westeuropa liegt der Schwerpunkt der Projektentwicklungstätigkeit weiterhin auf Großstädten mit kaufkraftstarken Einzugsgebieten und hoher Passantenfrequenz. Einige Einzelhändler entwickeln jedoch auch eigene kleine Fachmarktzentren und bieten die Flächen anderen Marken und für andere Aktivitäten an.

Der Gesamtflächenbestand in Fachmarktzentren in Westeuropa betrug zum 1. Januar 2019 44,4 Millionen Quadratmeter. Deutschland, Großbritannien und Frankreich zählen hier zu den größten Märkten und verfügen über 74 Prozent der gesamten Fachmarktfläche. Insgesamt werden in den Jahren 2019 und 2020 voraussichtlich 1,3 Millionen Quadratmeter hinzukommen.

„Wirft man einen direkten Blick auf den deutschen Markt, lässt sich zudem erkennen, dass Fachmarktzentren mit Lebensmittelanker besonders attraktiv für Investoren sind. Darüber hinaus werden mehrgeschossige Fachmarktzentren von Investoren kritischer betrachtet als Zentren, die über eine reine Erdgeschossfläche verfügen“, erklärt Nicole Römer, Head of Retail Capital Markets Germany bei Cushman & Wakefield.

In Südeuropa gibt es unterschiedliche Entwicklungstendenzen. Spanien erlebte 2018 ein außergewöhnlich starkes Jahr in Bezug auf die Bautätigkeit mit 165.000 Quadratmetern – viermal so viel wie im Jahr 2017. In Portugal war die Bautätigkeit unterdessen begrenzt.

Mittel- und Osteuropa

In Mittel- und Osteuropa findet die Projektentwicklungstätigkeit an B- und C-Standorten, aber auch in kleineren Städten und dem Umland statt. In Ländern wie Bulgarien ändern sich derzeit die Rahmenbedingungen. Einzelhändler wollen in B- und C-Städte expandieren. Dies eröffnet die Möglichkeit, kleine bis mittelgroße Fachmarktzentren mit guter Erreichbarkeit, günstigen Mieten und einem attraktiven Mietermix zu entwickeln.

Im Jahr 2018 wurden 219.000 Quadratmeter an neuen Flächen in Fachmarktzentren in Mittel- und Osteuropa errichtet. Dies kommt einer Steigerung von 17 Prozent gegenüber 2017 gleich. Tschechien, Rumänien und Polen bleiben die größten Märkte für Fachmarktzentren und machen 66 Prozent des gesamten Fachmarktflächenbestandes in der Region aus. Laut der Studie verlagert sich der Fokus auf lokale Fachmarktzentren, die nur die Stadt selbst oder das nächstgelegene regionale Einzugsgebiet versorgen.

In der Studie wird auch festgestellt, dass sich die Standortstrategien der Fachmarktnutzer in einigen Ländern weiterentwickeln. Kleinere Fachmärkte sollen im Umland integriert und damit näher an potenzielle Kunden herangerückt werden, da die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in Großstädten Vorrang vor dem Auto hat und einige Käufer zunehmend auf Komfort und Nähe setzen.

Entwicklungstrends

Silvia Jodlowski, Autorin des Reports und Senior Research Analyst bei Cushman & Wakefield, sagt: „Bei der Entwicklung von Fachmarktzentren in Europa gibt es zwei unterschiedliche Trends. In Westeuropa gewinnt der Markt langsam an Reife mit einer inzwischen ausreichenden Versorgung in vielen Städten. In Mittel- und Osteuropa steckt der Markt für Fachmarktzentren jedoch noch in der Anfangsphase. Die relative Unterversorgung an Fachmarktzentren in Mittel- und Osteuropa und die Fähigkeit, in kleinen Einzugsgebieten zu operieren, deuten auf ein weiteres Wachstumspotenzial für dieses Format hin.”

„In ganz Europa beobachten wir jetzt Projektentwickler und Vermieter, die mit verschiedenen Formaten experimentieren, um mit der sich ändernden Verbrauchernachfrage Schritt halten zu können“, führt Jodlowski weiter aus. „In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit haben sich Fachmarktzentren als effiziente Alternative zu Einkaufszentren erwiesen. Wenn Vermieter jedoch erfolgreich sein wollen, müssen sie den Kunden gute Gründe für einen Besuch bieten. Dies könnte durch eine Erweiterung des Mietermixes um weitere Lebensmittel- und Getränkemarktmieter sowie durch Freizeitelemente und Modeeinzelhändler erreicht werden.“

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